
Warum nicht mal Mikroplastik zum Thema eines Ökokrimis machen? Thematisch liefert das ökologische Risiko jedenfalls ausreichend Stoff.
Wir begleiten in dem umfangreichen Roman eine Reihe von Protagonisten: ein an Krebs erkranktes Kleinkind mit seinem alleinerziehenden Vater, seine als Journalistin arbeitende Schwester, ein Ermittler-Paar des BND, ein vermeintlich selbstloser Öko-Unternehmer, einige Aktivisten. Drumherum noch ein paar Nebenfiguren.
Wie es sich in diesem Genre gehört, erfährt die Leserschaft eine Menge über das Ausmaß, in dem wir alle Geisel des Plastik-Tsunamis sind: Plastik ist überall, nicht nur in den Weltmeeren und in den Mägen zahlreicher Tiere, sondern – in mikroskopischer Form – auch in Lebensmitteln, Getränken und oft auch schon in unserem Blut.
Der Kampf gegen die Verseuchung unseres Planeten durch diese “Errungenschaft” des Menschen scheint aussichtslos zu sein – angesichts der unvorstellbaren Größenordnung und Hartnäckigkeit des Problems.
Dieses Buch konzentriert sich auf eine “innovative” Bio-Technologie, in der speziell gezüchtete Algen dem Mikroplastik an den Kragen gehen sollen.
Das Ganze spielt in Düsseldorf, allerdings sind auch ein amerikanischer Firmenchef und eine amerikanische Spezialklinik involviert.
Der Spannungsbogen entfaltet sich einerseits rund um das Wohlergehen der zweijährigen Zoe; zum anderen findet ein Wettlauf zwischen den beiden BND-Fahndern und einigen Bösewichtern statt. Wie man es erwarten kann, ist nicht zu jeder Zeit so ganz klar, wer auf welcher Seite steht.
Ohne Zweifel hat sich der Autor um die Konstruktion einer insgesamt ausreichend komplexen Geschichte bemüht. Schon allein die Anzahl der Figuren schafft eine gewisse Dynamik und Abwechslung. Typische Spannungshänger sind ebenfalls eingebaut: Wer will, kann so eine kleine Weile bangen, bis sich die Situation dann etwas später auflöst.
Der aufklärerischen Aufgabe eines Öko-Thrillers ist HARLANDER sicher auch gerecht geworden: Nach dem Lesen dieses Buches wird wohl niemand mehr das Plastik-Problem unterschätzen.
Aber der Plot hat auch Schwächen: So wirken die Aktionen des BND-Paares seltsam unprofessionell und isoliert; man kann sich kaum vorstellen, dass solche Aktionen nicht stärker in eine Teamarbeit integriert wären. Ob die schillernde Hauptfigur des reichen Öko-Konzern-Chefs psychologisch glaubwürdig rüberkommt, darf zumindest stark bezweifelt werden.
Und: 600 Seiten wollen gefüllt werden! Um es kurz zu sagen: Das Buch hat Längen! Nicht jede Nebenhandlung (z.B. rund um die Großeltern von Zoe) trägt zum Handlungsverlauf bzw. zum Lesegenuss bei. Ein Geheimnis bleibt auch, warum um die (verstorbenen) Eltern des männlichen BND-Agenten eine Nebenstory aufgebaut wird, die zu keinem echten Ergebnis führt. Eine Vermutung bleibt: Hier könnte sich ein Nachfolgeband anschließen…
So bietet HARLANDER letztlich nicht mehr als Durchschnittsware – wenn auch im XXL-Format. Für jemanden, der/die auch gerne Zeit mit einem Buch verbringt und für gewisse Schwächen Toleranz aufbringt, kann das ja durchaus passen.
Du möchtest das Buch kaufen?
Mach Amazon nicht noch reicher und probiere mal den sozialen Buchhandel, der aus jeder Bestellung eine kleine gemeinnützige Spende macht. Der Preis für dich ändert sich dadurch nicht; die Lieferung erfolgt prompt. Klicke einfach auf das Logo.
Oder unterstütze einen kleinen Buchladen vor Ort.