“Auf Klassenfahrt mit Björn Höcke” von André Alexander KIEFER

Bewertung: 1 von 5.

Der Autor war ein früherer Schüler des Thüringer AfD-Chefs und ist auf die Idee gekommen, das zur Grundlage eines sowohl persönlichen als auch politischen Buches zu machen.

Im ersten Teil seines Textes versucht er in groben Linien, die frühe biografische Entwicklung von Höcke zu skizzieren. Dabei greift er auf veröffentlichtes biographisches Material von Höcke und auf eigene Fantasie-Begebenheiten zurück. Diese wiederum setzen sich aus als irgendwie als passend empfundenen Situationen zusammen, die mit Versatzstücken aus germanischen Sagen gemischt werden.

In einem nächsten Abschnitt – beginnend mit seiner eigenen Geburt – stellt der Autor die Unterschiede zwischen den Erfahrungen und Grundhaltungen der beiden Hauptpersonen (Höcke und ihm selbst) in das Zentrum seiner Betrachtung. Dabei spielen vor allem die sehr verschiedenen familiären Prägungen eine Rolle.

Hauptthema wird dann die gemeinsame Schulzeit, klar strukturiert als Lehrer/Schüler-Verhältnis. Wir erfahren, wie aus einer anfangs fast wohlwollend-neutralen Beziehung eine tiefe gegenseitige Verachtung wird. Sehr offen stellt sich der Autor dabei als einen  herausfordernden jungen Menschen dar, der durch provokante Kleidung, regelüberschreitendes Verhalten und  permanenten Drogenkonsum so ziemlich jede erdenkliche  Grenze überschritten hat. Parallel dazu gewinnt die Lehrerfigur Höcke immer stärker die Konturen eines autoritären und spießigen Unterdrückers.

In einem kurzen Schlusskapitel führt der Autor eine ganze Reihe von (öffentlich bekannten) Belegen für seine Einschätzung an, dass es sich bei der AfD um eine unzweifelhaft rechtsradikale Partei handelt.

KIEFER sieht sich selbst ohne Zweifel als politisch engagierten Menschen, der mit seinem Buch einen Beitrag zur Aufklärung über und zum Kampf gegen eine hochgefährliche Partei leisten kann. Dass man gute Gründe haben kann, diese Ziele zu verfolgen, steht für einen großen Teil der informierten Bevölkerung außer Zweifel.

Allerdings stellt sich die Frage, in welchem Umfang dazu die Erfahrungen eines extrem auffälligen Problemschülers mit dem Lehrer Höcke beitragen kann. Tatsächlich gibt es selbst in der – sicherlich stark subjektiv gefärbten – Darstellung des Autors nur wenige Details, in denen Höckes Verhalten sich nennenswert von den Sicht- und Reaktionsweisen einer Durchschnittslehrkraft unterschieden hat. Trotz aller Mühe gelingt es KIEFER daher nur in Ansätzen, die politische Gefährlichkeit dieser Person aus der selbst erfahrenen Toxizität abzuleiten.

So bleibt die ziemlich selbstverliebte Erinnerung an ein radikales jugendliches Aufbegehren, dem offenbar nachträglich dadurch ein höherer Sinn eingehaucht werden soll, dass es zufällig auf den Lehrer Höcke traf.

Die einzige kreative Leistung, die darüber hinausreicht, ist die bereits erwähnte Verzahnung mit der germanischen Sagenwelt. Hierdurch soll offenbar die völkisch-rückwärtsgerichtete Grundhaltung des Politikers untermalt werden.

Der politische Wert dieser Publikation hält sich in extrem engen Grenzen. Unterhaltsam könnte es wohl nur für eine extrem antiautoritär ausgerichtete Szene werden.

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