“Fast im Jenseits” von David EAGLEMAN

Bewertung: 4 von 5.

EAGLEMAN ist ein bekannter Neurowissenschaftler, der sich sich auch mit seiner Fähigkeit, das komplexeste Organ auf auf diesem Planeten anschaulich zu erklären, einen Namen gemacht hat (“The Brain“). Hier tritt er als Literat auf und legt ein kleinen Band mit Ultra-Kurzgeschichten vor (40 auf 140 Seiten).
Es sind eher Betrachtungen als Erzählungen, psychologische und philosophische Gedankenspiele, die einen gemeinsamen Bezugspunkt haben: den Übergang vom Diesseits zum Jenseits.

Der Autor spielt virtuos mit den Perspektiven, die sich aus verschiedenen Vorstellungen von dem “Leben nach dem Tode” ergeben könnten. Dabei nimmt er gängige Bilder, religiöse Ideen und symbolische Darstellungen mit einer geradezu absurden Konsequenz wörtlich und führt uns in Welten und Zwischenwelten, in denen sich nicht nur das “Menschliche, Allzumenschliche” auch im Jenseits entfaltet, sondern sich auch die diversen Götter als hilflos, ambivalent und überfordert erweisen.

Auf diesem Hintergrund entlarvt EAGLEMAN die Vordergründigkeit unserer Motive, mit denen wir der Endgültigkeit unseres Todes zu entfliehen versuchen. In vielen kreativen und humoristischen Varianten führt er vor, als wie wenig tragfähig sich die Konzepte der ewigen paradiesischen Glückseligkeit bei genauerem Hinsehen erweisen.
Seine Schlussfolgerungen sind aber keineswegs deprimierend oder nihilistisch: Der Ausflug ins Jenseits endet durchweg mit einem sehnsuchtsvollen Rückblick in die oft so achtlos geschmähte irdische Existenz.

So ist die eigentliche Botschaft des Autors eine eindeutig weltliche: Das Glück lauert nicht in einem – wie auch immer gearteten – Paradies, sondern in der Annahme all der Beschränktheiten und Zufälligkeiten des ganz normalen Erdenlebens.

Ein sehr nachdenkliches und menschenfreundliches Büchlein, das sich angenehm aus der Masse der Erbauungsliteratur abhebt.
Ob man tatsächlich 40 Varianten der Thematik bräuchte, mag genauso offenbleiben wie das Bedürfnis, die ein oder andere Konstellationen doch etwas genauer zu ergründen.
Was man ganz sicher bekommt: 40 kurze Denkanstöße, die zum Schmunzeln und Philosophieren anregen.

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