“Der Pinguin, der fliegen lernte” von Eckart von HIRSCHHAUSEN

Bewertung: 3.5 von 5.

Wie wird man einem Buch gerecht, das so charmant daherkommt, dass man es beinahe kritiklos mögen muss – und das gleichzeitig auf so wohlvertrauten und ziemlich breitgetretenen Pfaden wandelt? Eckart von HIRSCHHAUSEN hat mit „Der Pinguin, der fliegen lernte“ erneut ein Werk vorgelegt, das seiner Leserschaft mit einer Mischung aus Humor, lebensnahen Anekdoten und psychologischer Selbsthilfe anspricht – durchaus unterhaltsam, im besten Sinne menschenfreundlich und sicher für viele auf der Suche nach Orientierung hilfreich.

Zentrales Motiv ist, wie der Titel verrät, ein Tier: der Pinguin. Was zunächst nach einer Kindergeschichte klingt, entpuppt sich als Symbol für das menschliche Bedürfnis nach dem „richtigen Platz im Leben“. Der scheinbar unbeholfene Vogel, an Land zum Scheitern verurteilt, zeigt im Wasser, was in ihm steckt – ein Bild, das HIRSCHHAUSEN als Metapher für persönliche Potenzialentfaltung ins Zentrum stellt. Dass es nicht darum geht, „fliegen zu lernen“, sondern das passende Element zu finden, zieht sich als roter Faden durch alle sieben Kapitel.
Nachdem der Ausganspunkt geklärt ist, werden weitere Fragen gestellt: „Was macht dir Freude?“, „Wer ist dir wichtig?“ oder „Traust du dich ins kalte Wassen?“

Der Autor bleibt sich treu: In gewohnt lockerer Weise verbindet er unterhaltsame Geschichten mit psychologischen Erkenntnissen. Immer wieder streut er kluge, teils witzige Formulierungen ein, die im Gedächtnis bleiben. Inhaltlich bewegt sich das Ganze allerdings überwiegend im Bereich dessen, was man aus früheren Veröffentlichungen von Hirschhausen (und von vielen anderen Ratgebern) bereits kennt – wer also seine bisherigen Bücher gelesen hat, wird hier wenig wirklich Neues entdecken.
Der Autor lässt dabei von den Pinguin-Analogien nicht ab: Mit einiger Kreativität schafft er immer wieder Bezüge zum Verhalten dieser putzigen und sehr sozialen Tiere.

Ein echtes Highlight ist die visuelle Gestaltung. Die Pinguin-Fotografien – eingefangen vom renommierten Tierfotografen Stefan Christmann – verleihen dem Buch einen besonderen Charme. Die Bilder sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern verstärken die emotionale Botschaft und laden zum Blättern und Verweilen ein.

Unterm Strich ist „Der Pinguin, der fliegen lernte“ ein freundlich-optimistischer Impulsgeber – gut geeignet als Geschenk für Menschen, die sich nochmal auf einen Weg machen wollen – oder denen man einen solchen Move zumindest wünschen würde. Ob man das Buch als substanzielle Hilfe für die Persönlichkeitsentwicklung sieht oder eher als sympathisch verpackte Sammlung altbekannter Lebensweisheiten, hängt wohl vom jeweiligen Bedarf und den Vorerfahrungen ab. Überfordert wird wohl durch diese Lektüre sicher niemand: Nebenwirkungen sind bei dieser gut verträglichen Dosis Selbstreflexion nicht zu befürchten.

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“Seelenzauber” von Steve AYAN

Bewertung: 3.5 von 5.

Schon der poetisch aufgeladene Titel dieses Buches macht deutlich, dass es sich um eine besondere Form der Geschichtsschreibung handelt – nicht um nüchterne Wissenschaftshistorie, sondern um eine eher an Stimmungen und Personen gebundene Erzählung über ein Jahrhundert Psychotherapie. Tatsächlich nimmt uns Steve Ayan mit auf eine Zeitreise, die sich in weiten Teilen wie ein biografisches Gesellschaftspanorama liest – mit dem Zentrum im berühmten Wiener Salon Sigmund Freuds. Dass das Buch im Untertitel von einer „Bilanz des Jahrhunderts der Psychologie“ spricht, wirkt dabei fast schon wie eine bewusste Irreführung: Im Kern geht es nicht um die Psychologie als Ganzes, sondern um die Entwicklung und innere Dynamik der Psychotherapie, genauer gesagt – um die Psychoanalyse und ihre Verästelungen.

Ayan folgt der Entstehung und Differenzierung der psychoanalytischen Bewegung mit großer Detailverliebtheit. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf Theorien und kulturellen Einbettungen, sondern vor allem auf den Persönlichkeiten: Freud, Jung, Adler, Reich, Rank – sie alle treten in ihren Eigenheiten, Eitelkeiten, Neurosen und Konflikten auf die Bühne. Das macht den Text lebendig, bisweilen fast romanhaft – und doch bleibt man als Leser irgendwann erstaunt zurück: Wo bleibt der Rest der Psychotherapie?

Erst spät und eher zögerlich widmet sich Ayan den anderen großen Schulen: dem amerikanischen Behaviorismus, der Gesprächs-, Gestalt- oder der Verhaltenstherapie.
Und selbst dort schlägt immer wieder der Bezug zur Analyse durch. Kaum glaubt man, der Blick wende sich nun gleichberechtigt anderen Richtungen zu, ruft Ayan doch wieder die alten psychoanalytischen Grabenkämpfe auf – oft mit einer fast klatschhaften Freude an persönlichen Dramen. Dass er dabei keineswegs als unkritischer Bewunderer Freuds auftritt, macht die Lektüre nicht weniger widersprüchlich. Im Gegenteil: Ayan formuliert sehr klar alle bekannten Schwächen der Psychoanalyse – ihre wissenschaftliche Unschärfe, die unzureichende empirische Evidenz, ihre teils sektiererischen Züge. Warum dann immer wieder diese Rückkehr zu genau dieser Welt?

Ein möglicher Grund liegt auf der Hand: Die Protagonisten der Psychoanalyse liefern mit ihren exzentrischen, oft toxischen Persönlichkeitszügen das dramatischere Material. Das verführt – aber es verzerrt auch.
An einigen Stellen gerät AYANs Auswahl der behandelten Figuren ins Groteske: Dass etwa Rudolf Steiners esoterische Denkgebäude ausführlich dargestellt werden, lässt einen am thematischen Fokus des Buches zweifeln. Fragwürdiger wird es auch, wenn zum Abschluss marxistisch inspirierte Therapiekonzepte angerissen werden – ohne echten Erkenntnisgewinn.

Doch dann kommt das Schlusskapitel – und es versöhnt. Hier gelingt AYAN ein stimmiges Resümee: Der weite Weg von Freuds Sofa bis zur modernen, pragmatischen Dienstleistungspsychotherapie wird in klarer Sprache mit einem kompetenten Blick für die großen Entwicklungslinien zusammengefasst. Trotz seiner Schlagseite bleibt Seelenzauber ein lesenswertes Buch – vor allem für Leserinnen und Leser, die ein starkes Interesse an der psychoanalytischen Welt und ihren historischen Verwicklungen mitbringen. Wer sich weniger für Persönlichkeitsgeschichten und innerprofessionelle Eitelkeiten begeistert, wird zumindest eine unterhaltsame Geschichtsstunde erleben.

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“See der Schöpfung” von Rachel KUSHNER

Bewertung: 3 von 5.

Es gibt Bücher, bei denen man sich nach der Lektüre beinahe schuldig fühlt, weil man den allgemeinen Begeisterungssturm nicht teilen kann. Wenn ein Werk von der Literaturkritik mit Lob überhäuft und für namhafte Preise nominiert wird, wächst der Druck, sich diesem Urteil anzuschließen. Und das eigene abweichende Urteil löst Zweifel aus: Hat man etwas übersehen? Oder ist man einfach nicht empfänglich für den besonderen Ton, den diese Literatur anschlägt?

Im Zentrum dieses Romans steht eine Ich-Erzählerin, die im Auftrag einer privaten Organisation eine Gruppe französischer Umweltaktivisten infiltriert. Die 34-jährige Sadie hat ihr Handwerk einst beim FBI gelernt. Ihre Tarnungen sind perfekt, ihre Loyalität gilt einzig dem Auftraggeber (und ihrem Honorar) – moralische Bedenken oder gar Skrupel kennt sie nicht. Diese Konstellation eröffnet eine reizvolle Prämisse: eine Agentin ohne ethischen Kompass, die sich auch persönlichste Beziehungen strategisch zunutze macht, um ihre Ziele zu erreichen.

Bemerkenswert ist, mit welcher Detailtreue und psychologischen Tiefe einige Mitglieder der Aktivistengruppe beschrieben werden – besonders eine Figur sticht durch ihre radikale Entwicklung hervor. Der Text erlaubt Einblicke in extreme Rückzugs- und Fantasiewelten, die weit über das hinausgehen, was man als bloße politische Radikalisierung verstehen würde. Eine zusätzliche Ebene bringt die spekulative Idee ins Spiel, die Welt hätte sich womöglich ganz anders entwickelt, wenn sich nicht der Homo sapiens, sondern der Neandertaler durchgesetzt hätte. Alte Mythen des Landstrichs, in dem die Handlung spielt, dienen als Projektionsfläche für diese evolutionäre Alternativgeschichte.

Auch sprachlich hebt sich der Roman zweifellos vom Mittelmaß der Unterhaltungsliteratur ab. Der Stil ist anspruchsvoll, pointiert, gelegentlich philosophisch grundiert.
Und doch bleibt der Gesamteindruck zwiespältig. Die einzelnen inhaltlichen Ebenen – politische Milieustudie, persönliche Tragödien, anthropologische Spekulation – greifen zwar textlich ineinander, ergeben aber letztlich kein überzeugendes kohärentes Ganzes.
Die Protagonistin bleibt durch ihr berechnendes, empathieloses Verhalten schwer zugänglich, fast schon abstoßend. Die Darstellung der Aussteiger-Szene changiert zwischen Romantisierung und Kritik, findet jedoch keinen klaren Standpunkt. Der Einfluss gescheiterter Lebenswege, Alkohol- und Drogenmissbrauchs wird nicht verschwiegen; gemischt werden diese Aspekte in einer wenig überzeugenden Weise mit einem stabilen antikapitalistischen gesellschaftliche Gegenentwurf.

So bleibt ein Buch, das sich bewusst vom literarischen Mainstream absetzt, aber in seiner etwas zerrissen wirkenden Komplexität nicht restlos überzeugt. Thematisch und sprachlich anspruchsvoll, ja – aber nicht in dem Maße bemerkenswert, wie es der Konsens der literarischen Kritikerszene vermuten lässt.

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“Abschiedsfarben” von Bernhard SCHLINK

Bewertung: 4 von 5.

In diesem Band präsentiert uns der große Erzähler SCHLINK neun Kurzgeschichten, die er verschiedenen Aspekten (“Farben”) des Abschieds gewidmet hat.
Diese Texte sind durchweg unaufgeregte, überwiegend leise Betrachtungen menschlicher Beziehungsprozesse bzw. -situationen, die einen Abschied zum Thema haben oder auf einen solchen hinauslaufen. Die Farben sind daher eher herbstlich-gedeckt; die Stimmung nachdenklich bis leicht wehmütig. Es geht nicht nur – aber auch – um endgültige Abschiede; also um Sterben und Tod. Manchmal steht aber auch ein Loslassen einer Idee, eines Konzeptes an. Gelegentlich kann ein Abschied auch befreien…

Der Autor tritt nur in den ersten zwei Geschichten als Ich-Erzähler auf; ansonsten übernimmt er die Außenperspektive. In Bezug auf die Intensität, mit der Selbstreflexionen und Emotionen nachspürbar werden, macht das keinen Unterschied.
Es sind vor allem die leisen Gefühlsnuancen, die sich in den Texten spiegeln. SCHLINK braucht dafür keine spektakulären Effekte oder kraftstrotzende Sprache. Er muss die entscheidenden Empfindungen nicht benennen – sie entfalten sich zwischen den Zeilen von alleine.
Um so schreiben zu können, muss man ein ausgeprägtes psychologisches Verständnis für das menschliche Gefühlsrepertoire haben; man man wohl auch die menschlichen Schwächen kennen und akzeptieren.

Gute Kurzgeschichten zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf vergleichsweise wenigen Seiten ein eigenes kleines Universum aufspannen. Diese Welt kann ganz unterschiedliche Zeitläufe oder Themen umfassen, sie sollte sich aber irgendwie rund und abgeschlossen anfühlen. Als Leser/in sollte man das Gefühl haben, dass alles Notwendige gesagt wurde.
Dieses Ziel erreichen die neun Geschichten bravourös.

Der Autor hat dieses Buch (2020) mit Ende 70 geschrieben. Das ist ein Alter, in dem man schon einige Erfahrungen mit Abschieden gemacht hat. Das färbt den Blick auf die Welt und den Stil, in dem man über dieses Thema nachdenkt, empfindet und schreibt.
Daher ist es nicht verwunderlich, wenn man das Zielpublikum dieser Sammlung auch in seiner Generation finden.

“Über Freiheit” von Timothy SNYDER

Bewertung: 3.5 von 5.

Dieses Buch ist zugleich klug, faszinierend, anstrengend und auch ein bisschen nervig.

SNYDER ist ein populärer amerikanischer Historiker, der sich schwerpunktmäßig auch mit der osteuropäischen Geschichte und autokratischen Systemen beschäftigt hat; er ist auch als politischer Intellektueller Teil des gesellschaftlichen Diskurses.
“Freiheit” ist ganz offensichtlich das Lebensthema des Autors: Sein Buch ist voller autobiografischer Bezüge, greift philosophische und literarische Grundlagentexte auf, entwirft eine eigene Theorie der Freiheit und stellt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Verteidigung und Ausweitung der Freiheits-Optionen in Gegenwart und Zukunft dar.

Freiheit stellt für den Autor den obersten Wert dar, so eine Art Lebenselixier und Voraussetzung für alle anderen Werte und Tugenden. Für ihn ist ganz entscheidend, dass es nicht in erster Linie um “negative” Freiheit geht (also die Abwesenheit von Zwang), sondern um die aktiven Gestaltungsmöglichkeiten in einer konkreten gesellschaftlichen Situation.
Der Hauptteil seines Buches besteht in der Ausarbeitung von 5 grundlegenden Faktoren, durch die Freiheit – seiner Überzeugung nach – bestimmt und ermöglicht wird:
Souveränität (Kontrolle über den Körper und die eigenen Entscheidungen)
Unvorhersehbarkeit (Raum für kreative und autonome Lebensgestaltung)
Mobilität (im geographischen und sozialen Sinn)
Faktizität (die Möglichkeit, sich an Fakten und Wahrheiten zu orientieren)
Solidarität (erste der soziale Zusammenhalt ermöglicht und sichert persönliche Freiheit)

SNYDER ist ein sprachgewaltiger Autor, dem es zweifellos Freude macht mit starken Begrifflichkeiten ausgiebig zu arbeiten und zu spielen. Er schöpft die sprachlichen Möglichkeiten seiner Argumentationslinien bis an die Grenzen aus, schreckt dabei auch vor einer gewissen Redundanz und gelegentlichen Überfrachtungen nicht zurück.
Die Form seiner Darstellung hat etwas Apodiktisches: SNYDER ist sich seiner Sache ganz offenbar immer ganz sicher – fragende oder vermutende Gedanken sind seine Sache nicht. Eine Tendenz zur Selbstbezogenheit bzw. Selbstverliebtheit kann man dem Text nicht ganz absprechen…

Der Autor bleibt keineswegs auf der abstrakten Ebene stecken: Es geht ihm immer wieder auch um konkrete Ausgestaltungen der gesellschaftlichen Realität – vom lokalen Journalismus, über ökologische Verantwortung bis in die Bildungspolitik. Konkret fordert er seine Leserschaft zur aktiven Mitarbeit am demokratischen Gemeinwesen auf.

Nebenbei erfährt man von SNYDER übrigens auch eine Menge über zeitgeschichtliche Prozesse und Ereignisse; Explizit nimmt der Osteuropa-Experte Bezug auf die jüngere Geschichte der Ukraine, auf Putins Russland und auf die erste Trump-Präsidentschaft. Man bekommt einen nachhaltigen Eindruck davon, was dieser Freiheits-Fan wohl zu dem anstehenden Trump-Revival denken und sagen würde…

Dieser Text enthält eine Vielzahl von intelligent und kreativ formulierten Gedanken und Erkenntnissen, denen man sich als aufgeklärter, weltoffener und menschenfreundlicher Zeitgenosse kaum entziehen kann bzw. möchte. Oft denkt man, dass SNYDER einem “aus der Seele” spricht.
Und trotzdem könnte man es an bestimmten Punkten als einen “Tuck zu viel” empfinden – zu viel Wiederholungen, zu viel Eigenbezug, zu viel Emphase, zu viel Selbstüberzeugung.
Der Text könnte sicher davon profitieren, um ca. 20% gekürzt zu werden.

“Über Freiheit” bleibt ein lohnendes Leseerlebnis. man sollte sich allerdings auf den etwas ausladenden Stil des Autors einstellen.

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“Hoffnung” von Philipp BLOM

Bewertung: 4 von 5.

Hoffnung und Klugheit zu verbinden – das ist schonmal eine Ansage!
Ohne Zweifel generiert der – als Journalist und vor allem als Historiker – bekannte Autor in diesem Essay eine Menge kluger Gedanken, die weit über das Begriffsfeld “Hoffnung” hinausreichen.

BLOM steht für eine sanfte Form des Intellektualismus: Er verbindet auf eine unaufgeregte und einladende Art persönliche Erfahrungen mit philosophischen, zeitgeschichtlichen, gesellschaftlichen, psychologischen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen.
Als Stilmittel hat der Autor eine briefliche Stellungnahme auf die Frage eines jungen Zuhörers gewählt, der nach einer Veranstaltung die Kernfrage des Buches formuliert hat: Kann man in diesen Zeiten noch realistischer Weise Hoffnung empfinden – ohne sich in naiven Illusionen zu verstricken?

BLOM umkreist die Thematik, macht unermüdlich verschiedene Perspektiven auf, startet mal bei den griechischen Göttern, mal bei den Chancen einer glücklichen Beziehung, mal bei der Klimakatastrophe und mal bei der digitalen Verflachung der Kultur.
Von seiner Haltung ist BLOM modern und konservativ zugleich: Er hält nichts von der Rückwärtsgewandtheit zu alten Zeiten oder zu religiösen Prophezeiungen (das wäre für ihn intellektuell unredlich), er sieht aber unseren Naturbezug als wesentlich bedeutsamer und heilsamer an als die Schwärmereien der KI-Visonäre.

Hoffnung ist für BLOM kein oberflächliches Gefühl, für das man sich mal so eben entscheiden könnte. Er leitet die Chance zur Hoffnung auch nicht aus irgendwelchen Trends oder Zukunftsversprechungen ab. Ganz im Gegenteil: Auf der faktischen Ebene gibt es wenig Positives zu vermelden.
Der Autor gräbt tiefer: Für ihn sind hoffnungsvolle Haltungen zur Welt eng verbunden mit dem unauflösbaren Bedürfnis nach Sinngebung für das eigene Leben und mit der Einbettung des individuellen Schicksals in eine längerfristigen Perspektive. Er hält es für eine Fehlentwicklung, dass wir eine Art Anspruchshaltung auf persönliches Lebensglück entwickelt haben – insbesondere in unseren westlich-liberalen Gesellschaften. Für BLOM ergibt sich Sinn und Hoffnung durch das alltäglich Tun, durch Anstrengungen und den Einsatz für größere Ziele. Er verschmäht die Abkürzung zum schnellen Erfolg, sieht das typisch Menschliche in dem körperlichen Austausch mit der materiellen Umwelt (statt mit ihrer digitalen Simulation).

Sinn und Hoffnung wird – da ist der Autor ganz im Trend – durch haltgebende und verbindende Narrative repräsentiert und vermittelt. Ohne gemeinsame Geschichten, die uns mit unserer Vergangenheit und unseren Mitbürgern verbinden, lässt sich weder individuelles Leben, noch funktionierende Gemeinschaft gestalten.
BLOM sieht die Lücke, die durch die verlorengegangenen religiösen Narrative entstanden ist – mit seinem Buch macht er ein paar Vorschläge, wie diese Lücke möglicherweise zu füllen wäre.
Ob man auch ohne jede Form von “Ersatzglauben” – in voller Akzeptanz der Absurdität, Zufälligkeit und Sinnlosigkeit des Daseins – ein psychisch gesundes und erfülltes Leben führen könnte, wäre vielleicht eine Diskussion wert gewesen. BLOM ist da recht eindeutig: Für ihn ist die Suche nach Sinn eine Art Naturkonstante.

BLOM hat keine fertigen, erst recht keine endgültigen Antworten auf die Frage nach der Hoffnung; er hat aber ein kluges, nachdenkliches und – und darauf kam es ihm vermutlich an – ermutigendes Plädoyer gegen das “Aufgeben” verfasst: ohne Hoffnung wäre für ihn das Leben wohl nicht lebenswert. Über Sinn und Hoffnung in einer KI-bestimmten digitalen bzw. virtuellen Welt muss sich wohl jemand anderes Gedanken machen…

Der andere Weg zum Buch:

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“Teufelsgold” von Andreas ESCHBACH

Bewertung: 1.5 von 5.

Eine Zeitlang kann man mitgehen und mit Hoffnung auf die Erzählkunst des Autors den beiden Handlungssträngen folgen, zwischen denen – rein historisch betrachtet – einige Hundert Jahre liegen.

Es geht um den Stein der Weisen, um Alchemismus und die offenbar zeitlose Sehnsucht, mithilfe einer mehr oder weniger magischen Altertums-Chemie das begehrte Gold herzustellen.
Der in der Jetztzeit lebende Protagonist, ein vom Durchschnitts-Leben leicht frustrierter Bankberater, gerät per Zufall in die Verstrickungen einer geschichtsbessenen Szene von Hobby-Historikern und Resteverwaltern von alten Ritterorden. Sein Leben wird durch das Eintauchen in die vergangenen Welten ziemlich durcheinandergerüttelt – bis in die privatesten Winkel.

Was zunächst ganz unterhaltsam und interessant beginnt und auch einen historischen Informationswert entfaltet, wendet sich allerdings in der zweiten Hälfte des Buches in ein restlos abstruses Gemisch aus Fantasy, Krimi, Thriller und Beziehungsdrama.

Man muss schon ein hartgesottener ESCHBACH-Fan sein – oder ein Rezensent (der sich verpflichtet fühlt), um diesem Plot bis zum bitteren Ende zu folgen.
Mein Rat: Schnell weglegen und eines der zahlreichen lohnenden Romane des Autors wählen!

“Alles KI?” von Christoph SANTNER

Bewertung: 4.5 von 5.

Wurde nicht schon alles gesagt bzw. geschrieben – zum Trendthema KI? Ist nicht schon – ähnlich wie bei Klima- und Nachhaltigkeitsbüchern – inzwischen der Punkt erreicht, wo sich journalistische Darstellungen nur noch in Nuancen unterscheiden?
Hat der Journalist und “AI-Strategist” also ein weitgehend überflüssiges Buch geschrieben?
Meine Antwort: Nein, keineswegs!

Der Autor bedient mit seinem niederschwelligen Text durchaus eine Nische, die sich noch nicht sehr besetzt anfühlt. Er ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine offene und optimistischen Grundhaltung gegenüber der KI-Revolution, verbindet dabei die Faszination über die technologischen Optionen mit einem klar definierten humanistischen und sozialen Gesellschaftsbild. SANTNER huldigt nicht den Unsterblichkeitsfantasien der superreichen Tech-Milliardäre im Silicon-Valley; ihm ist offensichtlich ganz persönlich daran gelegen, dass die KI – zumindest mittelfristig – zu einer höheren Lebensqualität des normalen Alltagsmenschen beiträgt. Und er ist erstaunlich sicher, dass dies auch gelingen kann und (wahrscheinlich) auch gelingen wird.

Der Autor ist in diesem Buch immer wieder sichtbar. SANTNER macht sich und seine Rolle in der Szene der KI-Enthusiasten explizit zum Thema, schildert seine Erfahrungen auf diversen Konferenzen und Gremien, nennt seine internationalen Kontakte und Gesprächspartner. Einige dieser Interviews sind (auszugsweise) abgedruckt; der Rest findet sich auf der das Buch begleitenden Website.
SANTNERs Mission ist sowohl in, als auch zwischen den Zeilen permanent spürbar: Wir sollten die Chance, die uns diese Technologie bietet, nicht verstreichen lassen – aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch wegen der unzähligen Möglichkeiten beim Lösen unserer großen Probleme, für die Befreiung von Routine-Arbeiten, zur Beschleunigung von Forschung und Wissenschaft, für eine bessere Medizin, als Assistenten bei verschiedensten Aufgabenstellungen, als Unterstützung bei kreativen Prozessen, als Werkzeug zur Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung, für Spiel und Spaß, usw.

SANTNER will nicht nur informieren, er will auch motivieren, aktivieren und Ängste abbauen. Dazu bietet seine Website auch gleich eine “eigene” KI zum Ausprobieren, außerdem jede Menge praktischer Anwendungs-Tipps. Der Autor gibt einen gut gegliederten Überblick über Tools aus verschiedenen Sparten; so wird dem KI-Neuling schnell klar, dass der Medien-Star “ChatGPT” nur einen kleinen Teil der KI-Welt repräsentiert.

Insgesamt strahlt dieses Buch etwas Lockeres und Leichtes aus: “Ja, es gibt Gefahren, man muss aufpassen – aber lasst euch nicht durch die Bedenkenträger die Chancen und das Vergnügen nehmen, an einer besseren Welt mitzuarbeiten.” Die wird es nämlich – so ist SANTNER überzeugt – ohne KI ganz bestimmt nicht geben.
Am liebsten würde der Autor sich gleich mit allen Gleichgesinnten Lesern/Leserinnen zusammenschließen an an gemeinsamen Weltverbesserungs-Projekten arbeiten; an entsprechenden Initiativen ist er schon beteiligt.

Es gibt sicherlich tiefgründigere Betrachtungen und kritischere Abwägungen zum Thema KI. Dieses Buch richtet sich nicht an Technik-Nerds und nicht an Mitglieder von Ethik-Kommissionen; es spielt nicht in der Liga von HARARIs “Nexus”. Es ist – man verzeihe mir diese Analogie aus dem Reich der Zeitschriften – eher eine “Computer-Bild” als eine “ct”. Um es positiv zu sagen: Das KI-Buch von SANTNER ist absolut Mainstream-tauglich!

SANTNER liefert ein tolles Beispiel dafür, dass man Begeisterung für modernste Technologie mit einem klaren Bekenntnis zu menschlichen Werten und Zielen kombinieren kann. So etwas könnte es gerne häufiger geben!

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“Gedanken hinter Gittern” von Andy WEST

Bewertung: 4 von 5.

Eine ungewöhnliches Buch über eine ungewöhnliche Tätigkeit und die darin gemachten Erfahrungen.

Der Ich-Erzähler ist ein Philosophie-Dozent, der sein Fach in diversen britischen Strafanstalten vor Gruppen von freiwilligen Straftätern unterrichtet. Genau darüber schreibt WEST in diesem autobiografischen Buchprojekt. Da auch der Autor – wie sein Erzähler – aus einer Familie stammt, in der mehrere Mitglieder eigene Erfahrungen als Gefängnis-Insassen hatten bzw. haben, kann man davon ausgehen, dass dieses Buch kaum fiktionale Anteile enthält. Autor und Erzähler sind also (weitgehend) identisch.

Der Text setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:

  • Beobachtungen und Reflexionen rund um die Besuche in den Strafanstalten (insbesondere kurze Charakterisierungen der teilnehmenden Straftäter, aber auch atmosphärische Schilderungen des Kontextes – z.B. Geräusche, Gerüche oder das Verhalten des Wachpersonals)
  • Schilderungen den Unterrichtsstunden (Themen, Fragen und Reaktionen der Gefangenen)
  • Berichte über Kontakte zu Familienmitgliedern (Abläufe und Reflexionen)
  • Selbstreflexionen zu Ängsten, Schuldgefühlen und Zwangsgedanken und -handlungen

Die Kapitel des Buches sind nach 20 praktisch-philosophischen Begriffen gegliedert; dazu gehören z.B. Wahrheit, Erlösung, Vertrauen, Freundlichkeit, Glück, Freiheit, usw.
Als Einstieg in das jeweilige Thema gibt der Dozent eine – meist aus der philosophischen Literatur bekannte – Situation oder ein Gedankenspiel vor und fragt dazu nach der Meinung seiner Gruppenteilnehmer.

Die Stärke des des Textes von WEST liegt vor allem in der Authentizität der dargestellten eigenen inneren emotionalen und kognitiven Prozesse und in der atmosphärischen Dichte der Beschreibungen sowohl von Situationen als auch von sozialen Reaktionen und Beziehungen.
WEST gelingt es, seinen “Schülern” selbst in den absurdesten und verletzlichsten Momenten mit Respekt zu begegnen und über sie unter Wahrung einer unzweifelhaften persönlichen Würde zu schreiben. Die Teilnehmer seiner Gruppen werden an keiner Stelle zu Objekten degradiert: selbst in schwierigsten oder vermeintlich gescheiterten Momenten geht es WEST immer um menschliche Begegnungen.

Ein Grund für dieses starke empathische Einlassen lässt sich schnell in der biografischen Verstrickung des Autors finden: Immer wieder scheint es fast einen kontinuierlichen Übergang zwischen den Innensichten aus den Gefängnissen und den Erinnerungen und Beobachtungen seines familiären Umfeldes (Vater, Bruder, Onkel) zu geben. Die für die meisten Leser wohl eindeutige Trennung der beiden Welten (drinnen und draußen) hat für den Autor niemals existiert. Dass WEST selbst aus diesem Milieu entkommen konnte, bereitet ihm offensichtlich lebenslang Schuldgefühle, die er mit seinem Engagement für die Zielgruppe abarbeitet.

Nicht übersehen werden sollte die gesellschaftliche Botschaft, die der Autor in seinen Text eingewoben hat. Für ihn besteht kein Zweifel an den prägenden und bestimmenden biografischen Faktoren, denen die Straftäter ausgesetzt waren. Es erscheint in diesem Kontext geradezu absurd, von einer “freien” Entscheidung für eine kriminelle Karriere auszugehen. Interessanter Weise sehen das die Gefangenen selber oft ganz anders – und verteidigen Ihre “Freiheit” (und damit ihren Stolz und ihren Selbstwert) gegen alle Logik.

Überhaupt stecken in den spontanen Äußerungen der Gruppenmitglieder auf die angebotenen philosophischen Ausgangslagen immer wieder verblüffende, anrührende und manchmal auch beschämend “weise” Gedanken über Gott und die Welt. Manche Antworten verdienen es, innezuhalten und Demut zu spüren. In solchen Momenten strahlt dieses Buch mit wenigen “einfachen” Worten mehr Klugheit und Verstehen aus, als das so mancher hochsprachlicher Essay es vermag.

WEST macht ganz offensichtlich einen tollen, zutiefst menschlichen Job – und hat darüber ein nachdenkliches, sehr persönliches und erhellendes Buch geschrieben.
Dass vielleicht nicht jeder Leser/jede Leserin so viel Interesse an den persönlichen Macken (biografischen Verletzungen) des Autors aufzubringen vermag, muss dabei in kauf genommen werden.

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“Eine Billion Dollar” von Andreas ESCHBACH

Bewertung: 4.5 von 5.

Ein ESCHBACH aus 2001, das Hörbuch von 2014, als Serie verfilmt 2023. Von mir nach knapp 10 Jahren Pause nochmal gehört (28 Std,) und jetzt auch rezensiert.
Das hat dieses Buch ganz sicher verdient!

Der Bestseller-Autor hat hier eine Story vorgelegt, die auf mehreren Ebenen bemerkenswert ist. Allein Umfang und Intensität der Handlung führt die Leserschaft in eine eigene Welt, in der man sich nach kurzer Zeit dauerhaft einzurichten bereit ist. Das Themenkombination “Geld und Weltrettung” hat einen zweifachen Aufforderungswert: einmal für die Menschen, bei denen die Fantasie eines geradezu unendlichen Reichtums einen angenehmen Kitzel auslöst, andererseits für diejenigen, denen die Einflussnahme auf die Geschicke unseres geschundenen Planeten am Herzen liegt.

Die märchenhafte Geschichte von dem – aus historischen Quellen stammenden – überraschenden Billionen-Erbe kann ESCHBACH aber auch dafür nutzen, der kapitalistischen Wirtschaftsordnung einer gründlichen, faktenreichen und vor allem kritischen Analyse zu unterziehen. In einer akribischen Detailliertheit schildert er die Grundlagen des internationalen Finanzsystems, die halbseidenen, oft brutalen Kampf der multinationalen Konzerne um die Marktherrschaft und die hilflose Abhängigkeit der vermeintlich so mächtigen Politik..

Es ist wirklich eine herausragende Leistung des Autors, über eine so lange Strecke das Gleichgewicht zwischen dem “privaten” Handlungsbogen und seinem “Grundkurs” in Betriebs- und Volkswirtschaft zu halten. Doch damit nicht genug: Mit einer – für das Jahr Erscheinungsjahr 2001 – bemerkenswerten Klarheit und Differenziertheit werden die großen Menschheitsprobleme und -aufgaben beschrieben. Leider ist das heute alles noch genauso aktuell!

Möglich wird das alles dadurch, dass ESCHBACH eine komplexen Plot konstruiert, in dem einige wirtschaftliche Hauptakteure mit unterschiedlichen Motiven und unterschiedlicher Moral tätig sind. Daneben gibt es eine Reihe von Handlungsfäden und Figuren, die dafür sorgen, dass auch das menschlich allzumenschliche seinen Raum bekommt: der Pizza-Bote, der zum reichsten Menschen der Welt wird; eine rührend traditionelle Anwalts-Dynastie; ein machtversessener Egomane, ein neidischer Bruder; ein chaotischer Kumpel aus dem Vorleben; eine engagierte Historikerin, die später an Bedeutung gewinnt, usw.
Zusammen bildet das alles einen kunstvoll gewebten Teppich, der einen unterhaltsam durch die vielen Stunden trägt.
Dabei tragen nicht nur die wirtschaftlichen Detailschilderungen, sondern auch der häufige Bezug auf Personen und Ereignisse der realen Zeitgeschichte dazu bei, der Story eine grundlegende Glaubwürdigkeit zu verschaffen.

Wie bei einer so monumentalen Geschichte zu erwarten, ist nicht jede Weichenstellung von einer zwangsläufigen Folgerichtigkeit untermauert. So kann man sicherlich zwischendurch daran verzweifeln, dass der gutmeinende Billionär seinen Geschäftsführer so lange in einer Richtung gewähren lässt, die seinen Zielen eigentlich entgegenstehen. Auch vermag man nur schwer nachzuvollziehen, warum man nicht mit einem Teil des großen Vermögens schonmal eindeutig gute und vernünftige Dinge tun kann.
Aber irgendwann merkt man dann: Die Story braucht das so.

Ein wenig nagt natürlich auch der Zeitgeist an dem Plot: Dass die Künstliche Intelligenz am Ende des letzten Jahrhunderts noch keine Rolle spielte, kann man sicher gut verkraften.
Was man jedoch irgendwann kaum mehr übersehen kann, ist die Verschiebung der Maßstäbe, die sich im letzten Vierteljahrhundert vollzogen hat: Zwar wäre 1 Billion Dollar auch heute noch ein absolut riesiges Vermögen – es würde aber im globalen Maßstab bei Weitem nicht mehr die dem Buch unterlegte spektakuläre Rolle spielen. In einer Welt des geradezu perversen Reichtums, die inzwischen Menschen mit einem Privatvermögen von über 200 Milliarden Dollar beherbergt, relativieren sich auch die 1000 Milliarden.

Angesichts der Qualitäten dieses Romans verwundert es nicht, dass es doch noch zu einer Verfilmung gekommen ist (über deren Qualität hier nichts gesagt werden kann). Wenn in diesem Zusammenhang auch dem Original-Manuskript noch einmal Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist das mehr als angemessen.
Wer jemals ein ESCHBACH-Buch mit Vergnügen gelesen hat, sollte dieses Werk auf keinen Fall auslassen!

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