“Keine Zeit für Pessimismus” von Dirk ROSSMANN und Josef SETTELE

Bewertung: 4 von 5.

Der bekannte Unternehmer Dirk ROSSMANN ist ein umtriebiger Mensch, dem der Aufbau eines Drogerie-Imperiums als Lebensleistung ganz offensichtlich nicht ausreicht (auch das wird in diesem Buch zum Thema). Besonders öffentlichkeitswirksam wurden seine Aktivitäten durch 3 Umwelt-Thriller (die Oktopus-Reihe).
Mit seinem aktuellen Buch (2025) wechselt ROSSMAN das Genre: Dargeboten wird solider Wissenschaftsjournalismus in Form eines gut lesbaren Sachbuchs. Der Mitautor SETTELE (Biologe und Umweltforscher mit dem Spezialgebiet “Schmetterlinge”) ist dabei nicht als Ghostwriter tätig; stattdessen ergänzen sich offenbar die Textbeiträge beider Autoren.
Inhaltlich geht es beispielsweise um Mikroplastik, Mini-Wälder, Antibiotika-Forschung, Batterie-Optimierung und um ein Schulmodell. Insgesamt werden diese und andere Projekte in 10 Kapiteln vorgestellt; auch die Autoren gönnen sich jeweils ein Kapitel.

Von zahlreichen anderen Nachhaltigkeits-Büchern unterscheidet sich “Keine Zeit” insbesondere in einem Punkt: Hier werden die dargestellten Transformations-Ideen für Produkte, Herstellungsmethoden oder Zukunfts-Konzepte nicht als – mehr oder weniger austauschbare – Beispiele für bestimmte Trends angeführt. Durch die Breite und Tiefe der Präsentation bekommen die ausgewählten Themen bzw. Personen so etwas wie ein Eigenleben: Sie erheben sich aus der Masse von Initiativen, werden fassbar, bekommen Konturen und Individualität.
Ein weiterer Gewinn beinhaltet die gewählte Nah-Perspektive, in dem sie Motivationen, Prozesse und Strategien erkennbar macht: Die verschlungenen und kräftezehrenden Wege von einer Idee bis zur marktreifen Umsetzung werden so verstehbar; gleichzeitig entsteht ein Gefühl dafür, warum auch gute Ansätze oft scheitern.

Es fehlt noch ein Bezug zum Titel: Die Autoren wollen Pessimismus vertreiben und Optimismus säen. Das entspricht nicht nur ihrer persönlichen Grundhaltung, sondern hat ganz pragmatische Ziele: Der Glaube daran, dass eine bessere Zukunft möglich ist, schafft Motivation, weckt Tatendrang und wirkt sozial ansteckend. Auch deshalb gehen sie so in die Tiefe: Es soll deutlich werden, auf welchen psychologischen Mechanismen leidenschaftliches Engagement entstehen kann.
Auf dieser Basis wird dann auch ein wenig Kritik an den Weltuntergangs-Aktivisten (meine Formulierung) formuliert.

Die Autoren schaffen es in diesem Buch vorbildlich, den Weg zur Nachhaltigkeitswende aus dem Bereich der immer gleichen Schlagworte zu befreien und in lebendiger Form zu konkretisieren.
Angesichts dieser Leistung ist es sicher tolerierbar, dass die beiden älteren Herren am Ende des Buches ein wenig (selbstverliebte) Eigenwerbung betreiben. Man darf z.B. ruhig ein wenig stolz darauf sein, wenn man mit den Gewinnen seines Unternehmens eine ganze Reihe von gesellschaftlich relevanten Projekte unterstützt (statt sich einen Privatjet zu leisten).
Wenn man insbesondere an inhaltlichem und strukturellem Sachwissen interessiert ist, wird man vermutlich das ein oder andere private Detail oder bestimmte Anekdoten für verzichtbar halten. Dass dieses Buch andere – eher strukturelle und politische – Facetten der Nachhaltigkeits-Thematik weitgehend auslässt, kann kein ernsthafter Kritikpunkt sein: Der Anspruch auf eine umfassende Darstellung wird an keiner Stelle erhoben (und wäre auch eher unrealistisch).
Anders als bei den Oktopus-Thrillern (Bd. 1 / Bd. 2 / Bd. 3) kann hier jedenfalls eine uneingeschränkte Empfehlung ausgesprochen werden.

Du möchtest das Buch kaufen?
Mach Amazon nicht noch reicher und probiere mal den sozialen Buchhandel, der aus jeder Bestellung eine kleine gemeinnützige Spende macht.
Der Preis für dich ändert sich dadurch nicht; die Lieferung erfolgt prompt. Klicke einfach auf das Logo.
Oder unterstütze einen kleinen Buchladen vor Ort.

Kategorien-

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert