“Wie KI dein Leben besser macht” von Franz HIMPSL und Dirk von GEHLEN

Bewertung: 3.5 von 5.

Manchmal stellt sich bei einer Buchbesprechung die Aufgabe, über die – durchaus vorhandenen – Qualitäten eines Buches schreiben zu müssen, das bei einem selbst eher Enttäuschung hervorgerufen hat.
Das KI-Buch von HIMPSEL/von GEHLEN ist dafür ein Beispiel.

Fangen wir mit den Enttäuschungen an:
Für meinen Geschmack verfehlt dieses Buch, das zum “Ausprobieren und Weiterdenken” anregen soll, das Gleichgewicht zwischen allgemeinen, eher abstrakten Betrachtungen auf der einen – und den “50 klugen Impulsen zu den praktischen Potentialen von KI” auf der anderen Seite.
Anders formuliert: Für Leser, die wirklich ins Tun kommen wollen, wird erheblich zu viel über KI geplaudert und erheblich zu wenig konkrete Anleitung gegeben. So dauert es z.B. geschlagene 40 Seiten, bis der erste praktische Tipp spendiert wird: Man solle beim “Prompten” am besten selbst ausprobieren und experimentieren.
Für den ein oder anderen mag das an dieser Stelle schon ein wenig die Geduld strapaziert haben – für ein doch recht dürftiges Ergebnis…

Die insgesamt 50 Kurz-Kapitel spannen einen weiten Schirm auf, unter dem sich ganz unterschiedliche Aspekte von KI-Anwendungen versammeln können. Diese Perspektiv-Vielfalt ist erstmal vielversprechend. Gelegentlich zweifelt man aber schon an der thematischen Stringenz, wenn man sich plötzlich einer Kurzeinführung in das Konzept der “Emotionalen Intelligenz” ausgesetzt sieht oder man mit der erstaunlichen Erkenntnis konfrontiert wird, das Schreiben dabei hilft, unsere Gedanken zu strukturieren.

Und die Stärken des Buches?
Das Buch bietet einen (extrem) niederschwelligen Zugang zur Welt der Künstlichen Intelligenz. Es wurde offenbar für Menschen geschrieben, die noch ein wenig unentschieden hinsichtlich der Frage sind, ob sich eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema auch für sie lohnen könnte. Die Heranführung an den technischen Aspekt der KI wird geradezu in homöopathischer Dosierung verabreicht. Nach dem Motto: Bloß keine Widerstände wecken, sonst wird das Buch vielleicht sofort entsorgt!
Die Annäherung an KI erfolgt eindeutig aus einer kultur- bzw. geisteswissenschaftlichen Perspektive: Erstmal vorsichtig das Umfeld erkunden, einen kontextuellen Rahmen schaffen, Ängste abbauen. Dann in ganz kleinen Schritten anfangen…
Und siehe da: Es tut überhaupt nicht weh!
Man könnte diese Herangehensweise als eine Art “Systematische Desensibilisierung” für potentielle KI-Phobiker betrachten: Wenn man so nett und harmlos über seine Sache schwadronieren kann, dann kann es so schlimm nicht werden.

Ja, es gibt auch auch auf der praktischen Ebene ein paar interessante Anregungen. Hier lugt dann das Vorhaben der Autoren um die Ecke, den Alltagsbezug der KI auch für Anfänger fassbar und nachvollziehbar zu machen.
So kann man z.B.:
– die gleiche Frage mehrfach dem gleichen oder parallel verschiedenen Chatbots stellen,
– einen Chatbot als Sparring-Partner bei kontroversen Fragen nutzen,
– mit wenig Aufwand spezialisierte Chatbots für individuelle Zwecke bauen,
– Texte zusammenfassen, strukturieren oder sich vorlesen lassen,
– sich durch spezielle Tools seine Stimme klonen lassen oder aus seinen Texten kleine Podcasts herstellen lassen,
– usw.
Vermutlich schaffen es die Autoren mit diesen insgesamt 50 Angeboten, bei jedem Leser bzw. jeder Leserin irgendwo anzudocken.

Und das Resümee:
HIMPSL und von GEHLEN haben einen gefälligen und unterhaltsamen Hemmschwellen-Abbauer für das Thema der Stunde geschrieben. Die dafür passende Zielgruppe lässt sich schnell definieren. Anzumerken bleibt aber auch hier, dass die Autoren auf dem Weg zur praktischen Umsetzung keine Hilfen – in Form von konkreten Anleitungen – bereitstellen. Die Vorbereitung findet eher auf der Ebene von Haltungen und Motivation statt – nicht auf der (technischen) Handlungsebene.
Für Menschen, die schon eine Weile in der KI-Welt unterwegs sind, eignet sich dieses Buch ganz eindeutig nicht.

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