
Vorweg eine wichtige Information: Das Buch stammt aus dem Jahre 2017, diese Rezension aus 2025. Das ist deshalb so bedeutsam, weil eines der beiden thematischen Schwerpunkte des Romans sich um die Möglichkeiten eines futuristischen KI-Systems – heute würde man es Chat-Bot nennen – dreht. Da es wohl kaum in einem anderen Bereich in den letzten Jahren vergleichbare Innovationssprünge gegeben hat, stellt sich die utopische Perspektive von “damals” jetzt eher als weitsichtige und ziemlich realistische Vorhersage dar: So schnell können sich Zeiten ändern…
Doch es es geht daneben auch um ein wahrlich zeitloses Thema – nämlich um die Frage, ob die wissenschaftlichen Erkenntnisse und das darauf fußende rationale Weltbild inzwischen die Kraft entfalten, traditionelle religiöse Glaubensvorstellungen endgültig zu verdrängen.
Dan BROWN leidet also ganz offensichtlich nicht unter ausgeprägter Bescheidenheit: Die ganz großen Fragen sind für ihn gerade richtig!
Der Plot spielt in Spanien – insbesondere an zwei besonders spektakulären Orten: im Guggenheim-Museum von Bilbao und in der Sagrada Familia in Barcelona. Es geht aber auch um das spanische Königshaus und eine fundamental-katholische Gruppierung.
Getragen wird die Handlung von zwei Hauptpersonen, dem Geschichtsprofessor Robert Langdon und der Leiterin des Guggenheim-Museums (die passender Weise gleichzeitig mit dem Thronfolger des schwerkranken spanischen Monarchen verlobt ist). Langdon ist mit dem schwerreichen Zukunftsforscher Edmond Kirsch befreundet, den die Mission antreibt, die Menschheit aus den Fesseln des religiösen (Aber-)Glaubens zu befreien.
Eine weitergehende Schilderung der Handlung verbietet sich aus naheliebenden Gründen…
Man bekommt eine Menge Stoff geboten, auf diesen (ursprünglich) 670 Seiten: spanische Geschichte, das künstlerische Schaffen von Gaudi, innerkatholische Machtspiele, die Grundlagen des modernen, wissenschaftlich begründeten Atheismus, ein Ausblick auf (inzwischen weitgehend erfüllte) KI-Visionen und Computer-Technologie.
Natürlich gibt es auch jede Menge menschliche Konflikte und Intrigen, aus denen sich dann die bekannten Spannungsbogen basteln lassen. Dan BROWN weiß bekanntlich, wie so etwas funktioniert.
Je nach persönlichem Wertesystem der Leserschaft wartet am Ende des Romans eine beruhigende oder enttäuschende Überraschung: Während der Autor nämlich über weite Strecken der Handlung den Eindruck entstehen lässt, dass er der ausführlich geschilderten (und gut begründeten) rational-empirischen Weltsicht nahesteht, verlässt ihn am Ende wohl der Mut. Besonders stichhaltig erscheint das nicht – vermutlich wollte sich BROWN sich nicht zu weit vom gemäßigten Mainstream entfernen. Schade!
Wer sich gerne durch die skizzierten Themenbereiche in Form einer – nicht ganz Klischee-freien – Thrillerhandlung (zum Glück ohne massive Brutalität) führen lassen möchte, kann hier ohne Bedenken zugreifen. BROWN liefert auf jeden Fall mehr als belanglose Krimi-Unterhaltung.
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