11.02.2020

Thüringen war und ist wichtig, in diesen Tagen. Ohne Zweifel.

Was ist mit Syrien?

Ach ja, gibt es auch noch. Irgendwie lästig. Gibt immer noch die eine Stadt, die in Schutt und Asche gebombt werden muss. Da sind noch Extremisten. Leider ein paar Zehntausend Zivilisten drumherum.

Die syrische Armee und die russischen Helfer schießen gerade alles sturmreif. Ganz öffentlich. Gerne auch gezielt die Krankenhäuser. Stört ja niemanden. In den USA ist Vorwahlkampf und in Deutschland ist Thüringen.

Auf eine Stadt mehr oder weniger, die man mit internationalen Mitteln wieder aufbauen muss, kommt es ja nicht an. Auf die paar Zigtausend Flüchtlinge auch nicht. Zwischen denen und uns sind ja noch die Türken.

Vielleicht übernimmt ja doch Merz den CDU-Vorsitz. Das hilft bestimmt auch den Syrern….

10.01.2020

Wenn man – so wie ich – den täglichen Nachrichtenstrom sehr eng und kontinuierlich verfolgt, wird einem in den letzten Tagen geradezu schwindelig. Es sind nicht nur die Anzahl und die Dynamik der Geschehnisse und deren medialer Widerhall, sondern auch zunehmend die damit einhergehende Verunsicherung.

Wie weit – so frage ich mich – wird das Abbröckeln von vermeintlichen Gewissheiten noch gehen? Welche politischen Selbstverständlichkeiten lösen sich in den nächsten Stunden, Tagen oder Wochen noch auf? Ist es wirklich so unzweifelhaft, dass unsere bundesrepublikanische Ordnung sich in zwei oder fünf Jahren noch ähnlich anfühlen wird wie in den letzten Jahren und Jahrzehnten?

Es stimmt ja: Wir haben keine Staatskrise, unsere Institutionen und Verfassungsorgane funktionieren. Viele europäische Staaten haben ganz andere Krisen durchlebt. Trotzdem: Sich im Tagesrhythmus auf veränderte politische Lagen einstellen zu müssen, fühlt sich nicht gerade gemütlich an.

Zu dieser Beunruhigung tragen auch so bekloppte Verhaltensweisen bei, dass man jetzt FDP-Mandatsträger beschimpft oder gar bedroht. Wir brauchen keine gegenseitige Aufschaukelung von Krawall und Wut.

09.02.2020

Ich will niemanden mit dem Thema “Thüringen” langweilen. Aber eine Bemerkung muss ich doch noch loswerden.

Es ist eine ziemliche Dreistigkeit vom FDP-Chef Lindner, dass er – nach genau zwei Tagen demonstrativer Zerknirschung – heute schon wieder geradezu provokativ in Erscheinung tritt.

Er begründet tatsächlich seinen Vorschlag, statt des Vertreters der stärksten Fraktion (den bisherigen, sehr beliebten Regierungschef Ramelow) einen “unabhängigen” Kandidaten zu wählen, damit, dass dies in der “extrem empfindlichen Situation” das Land eher beruhigen könnte.
Dass ist wirklich unfassbar dreist – angesichts der Tatsache, dass man diese chaotische Situation mit der Aufstellung eines eigenen Kandidaten selbst ausgelöst hat. Man traut sich schon wieder, das eigene dumme und/oder gefährliche Spiel für eigene Taktierereien zu instrumentalisieren.

Da hat einer ja wirklich total viel dazugelernt; die Demut tropft ihm förmlich aus den Knopflöchern….

08.02.2020

Ich habe es schon ein paar mal in verschiedenen Kontexten gesagt – und nach der Thüringen-Woche ist es wohl jedem klar geworden:
Wir brauchen eine Partei für die “anständigen Konservativen” – damit diese nicht in rechtslastigen Gruppierungen landen.

Wenn es nach mir ginge, würde ich die Parteienlandschaft ganz neu ordnen:
– Die GRÜNEN (können gerne so ähnlich bleiben)
– Die linken SPD-Mitglieder sollte mit den “Realo-Linken” verschmelzen und eine vernünftige, wählbare linke Partei bilden
– Die etwas konservativeren SPD-ler sollten mit der liberalen, modernen CDU fusionieren (die wollen sowieso das gleiche…). Das wäre dann die “Neue Mitte” (NM).
– Die konservativen CDU-ler sollten den anständigen Anhängern der AfD eine Heimat bieten (WK = Wert-Konservative)
– die FDP wird nicht mehr gebraucht, weil es bei den GRÜNEN, der (neuen) Linkspartei und der Neuen Mitte genug liberale Elemente und bei der WK genug Wirtschaftsfreundlichkeit gäbe.

Wenn ich gerade dabei bin: Natürlich darf es so lange ausschließlich grüne Kanzler/innen geben, bis die Klima-Krise überwunden ist (aber das ist ja logisch…).

07.02.2020

Ich verfolge die bundesdeutsche Politik – altersbedingt – schon eine geraume Weile. Mich bedrängt aktuell der Eindruck, dass ich etwas Vergleichbares wie im letzten Jahr insgesamt und in den letzten Tagen speziell noch nicht häufig erlebt habe.

Was in den letzten 48 Stunden in und um Thüringen passiert ist, hätte in früheren Zeiten alleine ausgereicht, mehrere SPIEGEL-Titelgeschichten, lange Dokumentationen und – zeitverzögert – einen mehrteiligen Fernsehfilm zu füllen.

Heute kommen selbst die hyperaktiven Online-Redaktionen nicht mehr hinterher und schalten schon fast ganztägig auf Live-Ticker um. Es bleibt ja kaum Zeit, die Nachrichten zu Artikeln zu verdichten.

Wie lange können wir alle das so durchhalten? Wann sind wir übersättigt oder abgestumpft? Merken wir dann überhaupt noch, wenn es wirklich mal dramatisch wird?

Es sind hektische Zeiten. Und doch leben wir im Vergleich mit weiten Gebieten des Planeten in beneidenswerter Stabilität.

06.02.2020

Ein Tag voller Aufregung. Je nach Sichtweise kann man die Angelegenheit als Gefahrenzeichen für unsere Demokratie oder als Bestätigung für deren Stärke interpretieren.

Noch funktioniert eine rasche Selbstkorrektur. Aber sie war auch bitter nötig.

Ich empfehle für Interessierte die heutige Sendung von Maybrit Illner.

“Die Kunst der Illusion” von Matthew L. Tompkins

Meine Haltung zu geschenkten Büchern hat sich verändert: Inzwischen freue ich mich gerade über die Werke, auf die ich von selbst nie gekommen wäre. Dieses besondere Buch gehört definitiv dazu.

Es geht hier nicht einfach um ein Buch zu einem – zugegeben – etwas ausgefallenen Thema. Ich stelle euch eine wahre Schatzkiste vor: liebevoll gestaltet und großzügig illustriert. Ein Vergnügen für die Sinne, die Neugier und den Verstand.

Der Untertitel verrät schon eine Menge. „Magier, Spiritisten und wie wir uns täuschen lassen“. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als ein gut recherchierter Überblick über zwei kultureller Nischen, die üblicherweise nicht gerade im Zentrum zeitgeschichtlicher Betrachtungen stehen.

Gemeint sind einerseits die Geisterbeschwörer (Spiritisten), die auf verschiedenen Wegen und mit unterschiedlichen Zielen Phänomene präsentieren, die – vermeintlich – außerhalb jeder naturwissenschaftlichen Erklärung liegen. Meist geht es um Kontakte mit Verstorbenen, deren Botschaften sich – so wird behauptet – mit Hilfe eines geeigneten Mediums in eine wahrnehmbare Form bringen lassen.
Eine parallele Linie beschreibt die Welt der Zauberei, in der es ebenfalls um das Staunen über „Unglaubliches“ geht – diesmal aber auf einem anderen Hintergrund: Der Zuschauer weiß (und genießt sogar), dass er mit hoher Professionalität „betrogen“ wird. Die perfekte Illusion ist das Ziel; das Mittel ist eine Kunstfertigkeit.

Das Besondere an diesem Buch ist die extrem spannende Verknüpfung dieser beiden Bereiche. Wer würde – ohne dieses Buch zu kennen – schon auf die Idee kommen, dass es spannende und hochkontroverse Querverbindungen zwischen Spiritisten und Magiern gab. Teilweise wechselten die beteiligten Personen sogar zwischen den Lagern hin und her; z.T. waren sie sich auch spinnefeind.

Das hört sich vielleicht etwas spröde an. Weit gefehlt!
Das Buch beinhaltet eine schier unglaubliche Sammlung  historischer (Bild-)Materialien aus beiden Welten. In gewisser Weise hat die Publikation den Charakter eines Bildbandes – mit begleitendem Text. Man kann sich wirklich hineinbegeben, insbesondere in das 19. und frühe 20. Jahrhundert. Es wartet eine fremde, wundersame Welt, in der die Sensationen noch nicht elektronisch oder digital verbreitet wurden.

Doch auch der textliche Inhalt hat es in sich: Der Autor, selbst Zauberer und Psychologe, führt mit klarer Linie und ruhiger Hand durch die Kontroversen über Geister, Wunder, Täuschung, Tricks und Humbug. Er polemisiert nicht; er klärt respektvoll und ohne erhobenen Zeigefinger auf. Und wenn es einmal keine vollständige Aufklärung gibt, dann schreibt er das auch.

Was insgesamt dabei herauskommt, ist ein extrem motivierender und anregender Ausflug in eine andere, weitgehend vergangene Welt, in der es mal ein paar Stunden nicht um aufgeregte Tagespolitik oder Internetblasen geht.

Aber es gibt sogar noch eine weitere Zugabe: Der Autor bleibt nämlich nicht in der historischen Darstellung und Analyse stecken, sondern spendiert am Ende noch eine ordentliche Portion moderne Wahrnehmungspsychologie. So bietet er schließlich mit der Beschreibung der Prozesse, die sich zwischen unseren Sinnesorganen und unserer Konstruktion der Wirklichkeit abspielen, sozusagen die gemeinsame Antwort auf die Rätsel von paranormalen Phänomenen und Zauberei.
Das alles ist nicht nur lehrreich, sondern auch wieder anschaulich vermittelt.

Was zu meckern? Kaum: Der Preis ist für dieses toll aufgemachte Buch mit angenehm kartonartigen Seiten ganz sicher nicht zu hoch. Ein kleines Rätsel bleibt allerdings ungelöst: Warum muss in diesem opulent bebilderten Buch der Text so winzig klein gedruckt werden?

Ein tolles Geschenk!

03.02.2020

Ich werde heute mal ein wenig persönlich:

In ca. 30 Minuten werde ich so alt sein, wie es Udo Jürgens mal vor vielen Jahren besungen hat (die Zahl mit den zwei Sechsen).
Damals war das für mich (außer dass es natürlich nicht meine Art von Musik war) eine irgendwie skurrile, weit entfernt liegende Vorstellung, dass es in einem solchen “biblischen” Alter noch irgendeine Form von Aufbruchstimmung oder Lebensfreude geben könnte.
Ich dachte: “Na ja, da redet (singt) sich ein alter Mann das Altwerden schön. Vielleicht irgendwie anrührend – aber doch fern von jeglicher Realität.”

Nun höre ich zwar immer noch lieber den anderen Udo.
Aber die Idee, dass “noch längst nicht Schluss ist”, kommt mir nicht mehr so abwegig und fremd vor (wohl wissend, dass es dafür keinerlei Garantie geben kann).
So bin ich dann dankbar, dass dieser Gassenhauer tatsächlich noch eine persönliche Bedeutung für mich bekommen hat. Ich habe ihn – sozusagen – eingeholt.

Dass ich ihn (den Gassenhauer) deshalb morgen mal höre, halte ich doch für sehr unwahrscheinlich.
Obwohl ich inzwischen in einem “ehrenwerten Haus” wohne und manchmal auch “griechischen Wein” trinke.
(Ich gebe es ja zu: Auch dieser Udo gehört ein bisschen zur bundesdeutschen Kulturgeschichte….).

Ich begleite aber doch lieber Lindy bei “Ich mach mein Ding” auf dem Schlagzeug.

Jetzt sind es nur noch 5 Minuten…

02.02.2020

Danke, CSU!

Ich war schon ein wenig irritiert.
Habe ich doch in den letzten Monaten wiederholt den Modernisierungskurs der Söder-CSU respektvoll erwähnt und gar in dem CSU-Chef den Erfolg versprechensten Kanzler-Anwärter der CSU gesehen.

Das haben die in Bayern offenbar gespürt.
Und haben heute eine Kampagne gegen das drohende Tempolimit gestartet.
Mann wollte mal wieder die andere Seite bedienen.

Bitte, gerne! Ein bisschen gesunde Distanz zur CSU tut ja auch irgendwie gut…

Nur schade, dass es eine dringend notwendige Maßnahme verzögert.

31.01.2020

Fast geschafft! Fast jeden Tag im Januar 2020 einen – mehr oder wenigen kurzen – Blogbeitrag gepostet (mit nur einer Ausnahme).

Meine Schlussfolgerung:
Ich werde es wohl noch einen weiteren Monat versuchen. Ganz unabhängig davon, ob es überhaupt Menschen gibt, die sich zumindest halbwegs regelmäßig auf diese Seite verirren. Ich mache es für mich. Überwiegend…