“Einmal Schicksal und zurück” von Sandra PULS

Vorweg ein Warnung:
Ich bin hier erstmals als Rezensent nicht neutral, da eine persönliche Beziehung zur Autorin besteht. Das ist auch der Grund, warum ich dieses Buch schon einen Tag nach dessen Erscheinen besprechen kann: Ich kannte es schon vorher. Trotzdem schreibe ich hier natürlich meine “echte” Meinung.

Wie der Titel verrät, geht es um das Schicksal. Damit werden eine Menge – auch widersprüchliche – Assoziationen geweckt: Geht es um Vorsehung? Um die Rolle des Zufalls? Um esoterische Erkenntnisse? Oder ist jeder seines Glückes Schmied? Und warum “zurück”?

Das Buch speist sich aus zwei Quellen:
Die Autorin verarbeitet – wie sie auch auf ihrer Website verrät – ein eigenes Thema, nämlich die Erfahrung, dass sich das Unglück manchmal auf unfassbare Weise bei bestimmten Menschen bzw. Familien konzentriert.Aus dem Umgehen mit der Kontrasterfahrung – selber auf der Sonnenseite leben zu dürfen – entstand die persönliche Motivation für dieses Buch.
Darüber hinaus stellt dieses – für junge Menschen ab der Pubertät konzipierte – Werk einen unterhaltsamen und anregenden Einstieg in das Philosophieren dar.

Wann – wenn nicht im Jugendalter – werden zum ersten Mal die großen Fragen des Lebens gestellt? Und wann – wenn nicht in dieser Entwicklungsphase – besteht ein Interesse an Freundschafts-/Liebesbeziehungen und spannenden Abenteuern in virtuellen Welten?
Was liegt näher – so dachte sich Sandra PULS – als diese beiden Bedürfnisse zusammenzuführen?

Der Autorin hat diese Aufgabe – wie ich finde – außergewöhnlich kreativ gemeistert. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Paares (das sich natürlich gerade erst ganz vorsichtig findet): Der vom Glück verwöhnte Ben und die in einer vom Pech verfolgten Familie lebende Liv geraten bei einem Ausflug in digitale Spielwelten per Zufall in eine Parallelwelt, in der das Schicksal der Menschen geradezu bürokratisch verwaltet wird. Und beim Verwalten erweisen sich die “Wächter des Schicksals” als nur allzu menschlich…
Natürlich geht es bald um die entscheidende Frage: Können die beiden es schaffen, Liv und ihre Familie aus den Fängen der fehlgeleiteten Wächter zu befreien?

Doch auf einer zweiten Ebene geht es eben doch die ganze Zeit um die Grundfragen der Existenz. Wer oder was bestimmt denn nun das individuelle Schicksal? Gott, der Zufall oder das eigene Tun?
Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist so geschickt in die spannende Handlung eingewoben, dass keine Spur eines pädagogischen Anspruches zu spüren ist.
Das Ergebnis: Nachdenken und Philosophieren kann also Spaß machen!

Wie könnte es anders sein: Natürlich werden keine fertigen Antworten angeboten. Das Fragen und Denken sind die eigentliche Ziele.
Und doch gibt es eine Botschaft: Es lohnt sich auch in schwierigen Situationen, Gelegenheiten beim Schopf zu packen und auf die Unterstützung von wohlwollenden Mitmenschen zu vertrauen.

Ach ja: warum eigentlich “zurück”?
Vielleicht ist es schon klar geworden: Natürlich kehren die beiden Abenteurer von ihre Reise in den normalen Alltag zurück – und werden vermutlich noch eine Weile zusammen bleiben….

Fehlt noch ein Wort zur sprachlichen Seite: Der Stil des Buches ist locker und leicht verständlich; das Lesen verursacht keinerlei Mühe. Und doch wird deutlich, dass die Autorin die Sprache nicht nur als Mittel zum Zweck einsetzt. Sie “spielt” auch mit ihr. Immer wieder mal stößt man auf bestimmte Begrifflichkeiten, die man in dieser Zusammensetzung oder in diesem Kontext nicht erwartet hätte. Man spürt förmlich, dass sie diese eine spezielle Formulierung gebraucht hat, um ein bestimmtes Gefühl oder Bild zu vermitteln – dafür nimmt sie auch ein kurzes Stutzen des Lesers in kauf.

Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt für Jugendliche beiderlei Geschlechts ab ca. 14 Jahren. Es ist ein tolles kleines Geschenk, wenn man das Ziel hat, Denkanstöße zu geben und gleichzeitig Lesevergnügen zu bereiten. Dieses Buch verstaubt ganz sicher nicht ungelesen im Regal.

Weitere Infos findet ihr beim Verlag bzw. auf der Website der Autorin.

“21 Lektionen für das 21. Jahrhundert” von Yuval Noah HARARI

Ein neues Buch des israelitischen Historikers HARARI ist inzwischen ein vielbeachtetes kulturelles Ereignis. Der Autor hat es geschafft, sich mit seinen ersten beiden Veröffentlichungen (“Eine kurze Geschichte der Menschheit”, “Homo Deus”) mitten ins Zentrum des aktuellen Diskurses um die Zukunft der Menschheit zu schreiben. HARARI hat uns etwas zu sagen – und er wird gehört (bzw. gelesen).

Da ich inzwischen ein HARARI-Fan geworden bin (wenn man so etwas in meinem fortgeschrittenen Alter überhaupt noch sein darf), habe ich mich wenige Tage nach Erscheinen des Buches geradezu darauf gestürzt.
Die gemachten Erfahrungen teile ich jetzt mit euch.

Um es kurz zu machen: HARARI erklärt uns die Welt! Nicht mehr und nicht weniger.
Natürlich lässt einen dieser Anspruch der Allzuständigkeit zunächst zurückschrecken. “Was für eine Hybris!”, denkt man instinktiv. Kann und darf man so anmaßend sein?
Vielleicht sollte man die Beantwortung dieser Frage an den Schluss dieser Betrachtungen verschieben.

Wie geht der Autor vor?
Nun, er betrachtet das Weltgeschehen aus einer Position der nüchternen Beobachtung, bündelt und interpretiert die Ereignisse und Entwicklungen in einigen grundlegenden Kategorien und leitet daraus “vernünftige” Schlussfolgerungen ab.
Er tut das insofern “neutral”, dass er sich an keine der gängigen ideologischen oder religiösen Überzeugungssysteme bindet. Seine Richtschnur ist in erster Linie ein wissenschaftlicher Weltzugang – ohne dass er blind gegenüber den Grenzen oder Fehlentwicklungen dieser Perspektive wäre.
Seine Neutralität ist natürlich in sofern relativ, als dass jede Strukturierung und Kategorisierung einen Eingriff darstellt: Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte der Realität und blendet – notwendigerweise – andere Aspekte aus.

HARARI hat seine Art der Weltbetrachtung als Historiker begonnen. Er ist es gewohnt, die großen Linien herauszuarbeiten, die Zusammenhänge. Genau so hält er das mit der Gegenwart und mit seinem Blick auf die Zukunft.
Das wirkt überzeugend und erleichtert es ungemein die Orientierung. Das Chaos der Gegenwartswelt ordnet sich in nachvollziehbare Muster. Dass es jetzt genau 21 Gliederungspunkte sind, schafft natürlich auch einen eingängigen Buchtitel…

Sollte ich vielleicht etwas über den Inhalt sagen?
In dem Buch geht es nicht um das “Klein-Klein”. Hier werden keine Ratschläge für einen ökologischen Alltag gegeben. HARARI schreibt nicht über Bio-Fleisch oder alternative Energiegewinnung.
Der Autor möchte, dass wir verstehen, wohin die Reise gehen könnte, wenn wir es schleifen lassen. Er sagt – wie alle relevanten Zukunfts-Autoren – dramatische Wandlungen voraus. Im Zentrum seiner Betrachtungen stehen die Verbindungen zwischen der Konzentration digitaler Datenmacht und den bevorstehenden biotechnischen Eingriffsmöglichkeiten in die Innenwelt des Menschen.
Seine Kernfragen lauten: Haben wir die Chance, den zukünftigen Manipulationsoptionen von Konzernen und Regierungen etwas entgegenzusetzen? Können wir noch verhindern, dass sich die Menschheit aufspaltet in eine bedeutungslose Masse von Abgehängten und eine Kaste der Super-Elite, die sich dank unbegrenzter Ressourcen und mithilfe digitaler und gentechnologischer Aufrüstung zu einer neuen Art von Über-Mensch entwickelt? Können wir Menschen im klassischen Sinne bleiben – als Personen, die mehr über sich und ihre inneren Gefühle und Gedanken wissen als Google oder Facebook?

Okay. Das hört sich an, als ob einem leicht schwindelig werden könnte beim Konsum dieses Buches. Das tut es aber nicht. HARARI schreibt klar und eingängig. Er wiederholt seine Grundthesen immer wieder und bietet so das Gerüst für seine Beschreibungen und Argumente. Man verirrt sich nicht.
Manchmal ist diese Form von Redundanz schon etwas nervig. Man weiß schon, was er meint – und trotzdem kommen noch zwei oder drei Beispiele. Der Autor geht auch gerne ins Detail. Er lässt uns wissen, dass er viel weiß. Über Kulturen, Ideologien, Religionen, Natur, ….
Natürlich hat das auch einen Vorteil: Er belegt seine Behauptungen.

Was könnte einen stören an einem solchen Buch?
Nun: jeder, der eine feste ideologische oder religiöse Grundüberzeugung hat, wird sich irgendwann ärgern über die selbstverständliche Klarheit bestimmter Aussagen. HARARI ist da nicht zimperlich: Wenn für ihn z.B. unzweifelhaft klar ist, dass alle Religionen menschliche Erzählungen sind und die daraus abgeleiteten Gebote und Dogmen nichts mit der Frage zu tun haben, wie irgendwann dieser Kosmos entstanden ist, dann sagt er das auch so. Es ist für ihn einfach logisch zwingend. Natürlich mindert es nicht seinen Respekt gegenüber Menschen, die gläubig sind.
Man kann sich über HARARIs Selbstgewissheit aufregen – man kann aber auch geradezu begeistert darüber sein, wie klar er Dinge bennent und in überzeugende Zusammenhänge bringt.

Damit sind wir bei der Antwort auf die oben gestellte Frage angekommen:
Ich finde HARARIs Stil eher erfrischend und anregend, manchmal etwas gebetsmühlenartig. Ja – der Mann ist von sich überzeugt. Aber er hat auch eine Menge zu bieten.
Ob man nach dem aufmerksamen Studium von “Homo Deus” dieses neue -Buch allerdings wirklich noch unbedingt braucht, ist eine schwierigere Frage. Wenn ich nicht so interessiert und begeistert wäre, hätte ich da vielleicht doch meine kleinen Zweifel…

Aber: Ich freue mich auf jede zukünftige Diskussion über dieses Buch.
Schon allein deshalb solltet ihr es lesen (oder hören)….

Gefühlte Politik im September 2018

Ja, es war nie so richtig gut. Man hatte immer was zu meckern. Deutsche Parteipolitik war immer auch ärgerlich – weil widersprüchlich, ungerecht, lobby-beeinflusst, inkonsequent, zu wenig nachhaltig, usw.
Aber: Was man in den letzten ein bis zwei Jahren erlebt, erscheint doch irgendwie unfassbar.

Ich spüre eine steigende Sehnsucht nach so etwas wie Respekt. Ich möchte eine gewisse Grundachtung haben vor den Menschen, die unsere politischen Geschicke bestimmen – selbst wenn sie nicht meine ganz persönlichen politischen Ziele verfolgen. Ich wünsche mir einen gewissen Standard: im operativen Bereich, in der Form der Auseinandersetzung, im Stil.

Ich habe vor einigen Monaten sehr auf die Medien und die aufgeregte öffentliche Meinung geschimpft, die scheinbar jeden Politiker (speziell der SPD) zu Fall bringen wollten.
Aktuell verstehe ich die miese Stimmung und die zynischen Kommentare.

Mir geht es nicht um eine konkrete Entscheidung. Ich denke nicht, dass man die GroKo um jeden Preis beenden sollte. Aber das Gewurschtele hält man wirklich nicht mehr aus.

Ich mache mir Sorgen wegen der fast täglich wachsenden Politikverdrossenheit. Können die beteiligten Menschen (und natürlich denke ich zuerst an Seehofer; auch an Lindner, der Jamaika vermasselt hat) nicht ein Minimum Verantwortung für das Ganze übernehmen? Muss wirklich innerhalb eines Jahres eine politische Stabilität, die über Europa hinaus modellhaft war, in dieser Rücksichtslosigkeit zerstampft werden?

Man schaut sich das an und denkt: “Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen.” Aber sicher ist man sich inzwischen nicht mehr…

Ganz konkret fällt mir nur ein Ausweg ein: Wenn sich die CSU nicht von Seehofer trennen kann, dann sollte die Koalition mit den Grünen fortgesetzt werden. Noch ist Zeit bis zu den nächsten Wahlen…

“Das Cafe der Existentialisten: Freiheit, Sein und Aprikosencocktails” von Sarah BAKEWELL

Ja, es ist mir klar. Diese Buchbesprechung zielt nur auf eine sehr umgrenzte Zielgruppe. Ich schreibe sie trotzdem. Weil es mich schon ganz für mich alleine reizt, meine Meinung zu einem Buch zu verschriftlichen.

Man kann sich auf mehreren Ebenen mit philosophischen Strömungen auseinandersetzen: Man  informiert sich bei Wickipedia, liest Überblickswerke (z.B. von Precht) oder setzt sich mit den Originaltexten namhafter Philosophen im Original auseinander.
Eine vierte Möglichkeit bietet das hier rezensierte Buch: Es wendet sich der Thematik ausführlich zu, bietet dabei einen deutlich tieferen Einblick als ein Lexikonartikel oder eine Philosophiegeschichte – anders als das Studium der Primärquellen jedoch mit dem Service eines angleiteten und strukturierten Zugangs.

Das Thema ist hier der Existentialismus, am engsten verknüpft mit dem Namen “Sartre”.
Warum wollte ich hier in die Tiefe gehen? Nun, ich bin bei Audible zufällig auf dieses Buch gestoßen. Es hatte gute Kritiken. Und ich fand es spannend, mich mit der philosophischen Richtung auseinanderzusetzen, die das Konzept der individuellen Freiheit geradezu grenzenlos zelebriert.
Übrigens gerade, weil ich am Konzept der Willensfreiheit schon seit Jahrzehnten meine Zweifel habe und weil diese Zweifel durch jüngste Erkenntnisse der Hirnforschung immer weitere Kreise ziehen.

Was erwartet einen nun in diesem Buch?
Auf jeden Fall eine Unmenge von Detailinformationen über eine ganze Gruppe von namhaften Vertretern der (eher deutschen) Phänomenologie und des (eher französischen) Existentialismus. Es geht – neben Sartre – um Denker und Autoren wie Edmund Husserl,  Martin Heidegger, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Emmanuel Levinas, Maurice Merleau-Ponty – um die wichtigsten zu nennen.

Das Besondere dieses Buches ist der personen- und beziehungsspezifische Zugang: Die Darstellung orientiert sich nicht vorrangig an den Konzepten und Ideen, sondern stellt die agierenden Personen und ihre Beziehungen und Verknüpfungen in den Mittelpunkt. Man erfährt, wer mit wem in welchen Settings einig bzw. uneinig, verbunden oder zerstritten war. Man kommt nicht nur in Kontakt mit den Biografien der Denker sondern erhält auch einen sehr plastischen Eindruck von den Lebenswelten, in denen sie sich jeweils bewegt haben.

Das alles findet mit einer manchmal geradezu zwanghaften Akribie statt. Dabei wird man immer wieder mit Details (aus einzelnen Begegnungen oder Ereignissen) überschüttet, die realistischer Weise kein Mensch braucht.
Das ermüdet auch manchmal  – zudem durch einige Schleifen im Ablauf spürbar sind – und es hat mich zwischendurch an meinem Vorhaben zweifeln lassen.

Trotzdem war ich am Ende meiner Hör-Reise (das Buch wird wirklich perfekt vorgelesen) mit dem Text versöhnt. Kurzfristig flammte sogar der Gedanke auf, ob ich nicht jetzt, wo mir die Zusammenhänge klarer sind, nicht noch einmal von vorne anfangen sollte…
Ich habe mich stattdessen für einen Roman von Sartre entschieden (“Der Ekel”). Auch das kann man als eine Art Erfolg des Buches von BAKEWELL ansehen.

Meine Bilanz:
Wer ein größeres Interesse an dieser Philosophie-Epoche hat und sich einmal  – in allen Facetten – wirklich einlassen möchte auf die Hintergründe der daran beteiligten Personen, der sollte sich dieses Buch gönnen. Es strotzt wirklich vor Detailwissen und ist von dem spürbaren Bestreben getragen, den Lesern ein möglichst lebendiges Bild von Zeitgeist und Personen zu vermitteln. Man taucht ein – mit Haut und Haaren (Kopf und Bauch).
Als philosophisch interessierter Mensch kann man sich eigentlich nur wünschen, dass es zu jeder Denk-Epoche ein vergleichbares Werk gäbe.

Ach so – ich habe ja gar nicht geschildert, was Existenzialismus nun eigentlich bedeutet. Das stimmt!
Vielleicht dazu dann doch kurz bei Wickipedia nachschlagen….

Unser Verfassungsschutz

Ich bin ja wirklich ein extrem staatstragender Mensch. Bevor ich ernsthafte Zweifel am Funktionieren unserer Verfassungsorgane bekomme, muss schon einiges passieren. Für die üblichen Verschwörungstheorien oder platten Marxismus (“der ganze Staat ist sowieso nur ein Büttel des Kapitals”) bin ich nicht zu haben.

Aber was soll man denn nun davon halten, dass unser Verfassungsschutz offenbar von einem Menschen geleitet wird, der eine gewisse Neigung zu AfD-nahen Sichtweisen nicht nur in sich trägt, sondern diesen auch in seinen offiziellen Funktionen Raum gibt?

Wie kann man es zulassen, dass in einer Zeit, in der mit dem Vorwurf der “Fake-News” an den Grundfesten der Presse gerüttelt wird, ohne jeden Beweis über eine möglicherweise manipuliertes Video schwadroniert wird. Vom Verfassungsschutz-Präsidenten – abgestimmt mit seinem Innenminister!

Ist es wirklich inzwischen wegen der politischen Abhängigkeit von der CSU möglich, dass hier jemand einen Posten behalten darf, der zumindest den Eindruck erweckt, den Schutz unserer Verfassung auf der Grundlage einer eher rechten Gesinnung zu betreiben?

Was haben wir für einen Innenminister, der das mitträgt – oder gar inszeniert?
Der den Regierungschef von Ungarn, dem gerade von dem EU-Parlament das Misstrauen ausgesprochen wurde, auf CSU-Treffen als guten Freund willkommen heißt?

Verschwimmen da gerade alle Maßstäbe?
Wo bleiben die anständigen Konservativen – die es zum Glück ja in der CDU in großer Zahl gibt?

Ich habe keine Lust auf die nächste Regierungskrise; ich will kein Ultimatum der SPD. Das soll bitte die CDU selbst lösen.
Tauscht endlich in der GroKo die CSU gegen die Grünen aus – damit das Land anständig regiert werden kann.

 

Chemnitz und das “wirsindmehr”-Konzert

Ja, es war gut, dass dieses Konzert stattgefunden hat und dass es so viele friedliche Besucher hatte. Und ich finde es auch kleinkariert, unseren Bundespräsidenten dafür zu schelten, dass er sich nicht vorher jede Textzeile durchgelesen hat, die von den dort auftretenden Gruppen jemals gesungen wurde.

Trotzdem wurde meinem Gefühl nach in Chemnitz eine Chance vertan.

Ein solches Konzert hätte ein viel stärkeres Signal für Integration und Solidarität senden können, wenn es ein breitere musikalisches und politisches Spektrum abgedeckt hätte. In der dargebotenen Form hat es ganz sicher die wichtigen Menschen, die weder rechts noch links fest verankert sind, genau nicht erreicht.
Es war ein Fest zur Selbstvergewisserung einer links-alternativen Szene. Das ist nicht verwerflich – aber ich hätte mir etwas anderes gewünscht. Ich hätte mir ein Konzertereignis gewünscht, bei dem auch Künstler/innen des gesellschaftlichen Mainstreams aufgetreten wären. Wäre das geschehen, hätte man eindrucksvoll unter Beweis stellen können, das “wirsindmehr” eben nicht bedeutet, dass es mehr linke Punk-Fans als Rechtsradikale gibt, sondern das sich eine breites gesellschaftliches Spektrum gegen einen menschenverachtenden Mob stellt.

Mir schein mehr und mehr das Problem zu sein, dass die Grenzen bzw, Unterschiede zwischen Unzufriedenheit, Sorgen, Abstiegsängsten und sozialen Problemen auf der einen und “Rechts-Sein” auf der anderen Seite zunehmend verschwimmen. Gegen etwas sein, bedeutet scheinbar im Moment für immer mehr Menschen, rechte Positionen einzunehmen oder sich zumindest dort mit anzusiedeln. Weil man sich da besonders gehört fühlt, weil es den Etablieren dort besonders wehtut.
Wir sollten Kontakt mit denen behalten, die diesen Weg (nach rechts) eigentlich nicht gehen wollen. Lasst uns im Gespräch bleiben mit den vielen Menschen, die tatsächlich ganz anders denken als wir, ohne deshalb gleich “unanständig” zu sein. Es sind viel mehr als wir dachten….

Mir ist nicht bekannt, ob sich die Veranstalter von Chemnitz um andere Darbietungen bemüht haben. Ich weiß nicht, welche etablierten Künstler (außer den Toten Hosen) so spontan gekommen wären.
Dass ein solcher breitere Rahmen nicht stattgefunden hat, finde ich jedenfalls bedauerlich.

Organspende und Jens Spahn

Ich bin nicht gerade ein Fan von Jens Spahn. Die Art, in der er sich als Gegenfigur zur eher liberalen Merkel-CDU in Stellung gebracht hat, war mir nicht sympathisch. Ich verfolge aber mit Interesse seine Bemühungen, sich im schwierigen Gelände des Gesundheits-Dschungels zurechtzufinden und erste Zeichen (z.B. bei der Pflege) zu setzen.

Seinen Vorstoß für eine Neuregelung der rechtlichen Bedingungen für Organspenden finde ich mutig und begrüßenswert. Hier setzt sich offenbar jemand für ein Thema ein, das dringend eine sachgerechte Lösung benötigt, bei dem man sich aber nicht nur Freunde macht. Das Thema ist kontrovers und wird hoch-emotional diskutiert.

Meine Meinung zu diesem Thema war schon immer eindeutig: Die Möglichkeit, durch Organtransplantationen Leiden zu vermindern und Leben zu retten wiegen eindeutig schwerer als alle vorstellbaren Bedenken.

Ich will an dieser Stelle nicht die gesamte inhaltliche Diskussion wiedergeben; das kann man bei Bedarf überall nachlesen. Es geht mir um die Gewichtung.
Es gab in dem Transplantations-System ganz offensichtlich Schwächen, Fehler, Missbrauch und sogar kriminelle Machenschaften. So wie übrigens überall in der Medizin und der Psychotherapie, der Pädagogik, der ….
Auch steht ohne Zweifel fest, dass man bei Fragen um Leben und Tod etwas genauer hinschauen möchte und keine Hau-Ruck-Lösungen akzeptiert.
Aber all das ist zu vernachlässigen gegenüber der realen und konkreten Chance, Tausende von Leben zu retten, jedes Jahr.

Vielleicht sollte man sich mal zum Vergleich kurz daran vor Augen führen, wie viel uns offenbar einzelne Menschenleben wert sind, wenn ein paar Jungs in einer thailändischen Höhle eingeschlossen sind, ein Terrorist in Barcelona in eine Menschengruppe rast oder ein Mann in Chemnitz von zwei Ausländern ermordet wird.
Ich will das nicht kritisieren oder relativieren – aus meiner Sicht kann man einem einzelnen Menschenleben gar nicht genug Bedeutung beimessen.
Ich frage nur: Warum kann man nicht mit einem ähnlichen Mitgefühl und einer vergleichbaren Prioritätensetzung einen Rahmen dafür schaffen, Menschen eine Chance auf Weiterleben zu geben, die nichts anderes benötigen als ein Organ eines Toten?

Wer sich aus religiösen oder sonstigen Gründen – z.B. weil er sich nicht der Definition des “Hirntodes” ausliefern will oder das Prinzip der Selbstbestimmung bis in Tod zelebrieren möchte  – dieser menschlichen Solidarität verweigern will, der wird ja das Recht dazu haben (ob er trotzdem als Empfänger für ein Spenderorgan in Frage kommen sollte, könnte man diskutieren).
Aber unsere Gesellschaft darf und müsste doch ein Interesse daran haben, es als “Normalfall” zu betrachten, dass Organe genutzt werden dürfen – unter all den vorgeschlagenen Rahmenbedingungen.

Es geht wohl letztlich – ähnlich wie bei dem Thema des Sozialen Pflichtjahres – um das Verhältnis zwischen der Freiheit des Individuums und den Interessen der Gemeinschaft, in der und durch die der Einzelne erst all diese Möglichkeiten und Privilegien erwerben und entfalten konnte, die er dann oft so selbstgewiss gegen jeden Anspruch auf Solidarität verteidigen will.

Für diese Zusammenhänge (wieder?) ein stärkeres Empfinden zu entwickeln, sehe ich als eine der dringendsten Aufgaben der nächsten Jahre an. Auch für die Hass- und Wutbürger, die in unserem System nur noch als eine Ansammlung von Ausbeutung und Bösartigkeit sehen können.

Herrn Spahn wünsche ich jedenfalls  in dieser Sache viel Erfolg und wünsche mir mehr Politiker, die sich zugunsten des Gemeinwohls auch mal aus der Deckung wagen.

“Wir sind nicht wir” von Matthew THOMAS

900 Seiten Amerika, also Mittelschicht-Ostküsten-USA. Die richtige Dröhnung für 10 Tage Urlaub, in dem die Hitze kaum andere Aktivitäten zuließ.

Ich habe schon immer gerne amerikanische Romane gelesen. Das hat weniger damit zu tun, dass ich jemals ein kritikloser Amerika-Fan gewesen wäre. Aber ich fand es spannend, diese Kultur, diesen wichtigen Teil der Welt, zu verstehen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die USA so etwas wie die Leitkultur für West-Europa war. Der Rest der Welt, insbesondere Asien,  war noch nicht so sichtbar und bedeutungsvoll. Was in Amerika passierte, schien unsere eigene Zukunft vorwegzunehmen.
Meine erste richtig große Reise führte mich 1975 quer durch die Staaten. Auch das hat vielleicht mein Interesse an diesem Land nachhaltig geprägt.

Soweit die Vorrede; jetzt zum Buch.

Es steckt viel typisches weißes Amerika in diesen 900 Seiten: der Kampf um den Wohlstand, die Bedeutung des passenden Hauses, die Sorge um die richtige Ausbildung der Kinder, Baseball, College, Kirchgänge, Familienrituale, usw.

Das alles bildet aber nur den detailreich beschriebenen Hintergrund für die eigentliche Geschichte. Es ist die Geschichte einer Krankheit, die das Leben einer Familie über viele Jahre bestimmt. Die Krankheit heißt Alzheimer.

Dass diese heimtückische Krankheit im Gehirn des Vaters vor sich hin wütet, bleibt dem Leser über viele Kapitel verborgen. Genauso wie es sich für die Familie darstellt. Vielleicht ahnt es der Leser etwas früher als die Ehefrau und der Sohn. Wann es der Betroffene selbst ahnt, erfährt man nie.

Was dem Autor gelingt: Er schreibt einen Roman über Amerika, der auch ohne das Thema „Alzheimer“ ein tolles Portrait einer bestimmten Art amerikanischen Lebens gewesen wäre – und er schreibt einen Roman über Alzheimer, der auch ohne die kulturellen Bezüge ein beeindruckendes Protokoll eines allmählich fortschreitenden Persönlichkeitszerfalls gewesen wäre.
Der Autor hat also eigentlich zwei Bücher in einem geschrieben.

Über die sprachlichen und schriftstellerischen Fähigkeiten von Matthew Thomas könnte man sicherlich viel schreiben. Man findet – besonders im ersten Teil – Sätze, die man am liebsten ausschneiden möchte (okay, heute fotografiert man sie mit dem Smartphone).

Einen solchen Mammut-Roman ganz ohne Längen zu schreiben, ist vermutlich unmöglich. Ich hatte nur ganz selten das Gefühl, dass es jetzt ist des Guten zu viel wäre. Ich bin sicher, dass die Ausführlichkeit und die Redundanz einiger Schilderungen ein gewolltes Stilmittel sind, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie sich das Leben mit dieser Krankheit tatsächlich auch anfühlt – eben in gewisser Weise auch spiralenförmig endlos…

Insgesamt ein tolles Leseerlebnis – wenn man an einem der beiden Thematiken interessiert ist und sich die Zeit nicht gerade irgendwo abknapsen muss.

“Vor dem Denken” von John BARGH

Dieses Buch, bei dem als Untertitel auch der überfrachtete Begriff “das Unbewusste” auftaucht, ist eine Mischung zwischen sozialpsychologischem Fachbuch und einer populärwissenschaftlichen Abhandlung. Es ist ein Fachbuch, weil viele Untersuchungen präsentiert und in einen theoretischen Rahmen eingebunden werden; es ist populärwissenschaftlich, weil es locker und leicht aufbereitet ist, den “normalen” Leser nicht überfordert und Bezüge zu dem persönlichen und wissenschaftlichen Lebensweg des Autors aufweist.

Worum geht es?
Der Autor nimmt sich einiges vor, er legt die Messlatte ziemlich hoch. Er will nicht weniger präsentieren als ein in sich stimmiges Modell über die Bedeutung der “nicht-bewussten” Prozesse auf das menschliche Verhalten. Er scheut sich nicht, in diesem Zusammenhang auch den Aspekt der Willensfreiheit mit zu behandeln und auch Hinweise auf den eigenen Alltag und  auf erweiterte Möglichkeiten der Selbstbestimmung des eigenen Handelns anzubieten.

Für jemanden wie mich, der sich den Grenzen der “autonomen Selbstbestimmung” bzw. der “Willensfreiheit” sowohl philosophisch als auch neurowissenschaftlich schon ein wenig genähert hat, bietet der Zugang von BARGH tatsächlich eine Überraschung. Der Autor ist ein reinrassiger Sozialpsychologe und betrachtet das gesamt Themenspektrum aus dieser Perspektive. Darauf muss man erstmal kommen!
Das bedeutet konkret, dass er jede Menge sozialpsychologische Untersuchungen anführt, in denen nachgewiesen wird, dass bestimmte Erfahrungen, Reize oder Informationen Auswirkungen auf Bewertungen, Entscheidungen oder Verhalten haben, die Versuchspersonen danach zeigen. Und zwar – und das ist der Clou – ohne dass sie sich dieser Einflussfaktoren bewusst sind. Sie denken also subjektiv, dass sie “eigene” Entscheidungen/Meinungen usw. ausdrücken (auf rein rationaler Grundlage), tun dies aber ganz offensichtlich nicht unbeeinflusst von den zuvor “angestoßenen” Konzepten/Themen/Vorurteilen.
Zusätzlich macht er facettenreich deutlich, wie hilfreich vorbewusste, im Hintergrund laufende innere Prozesse bei der Lösung komplexer Probleme sein können.

Das ist alles recht interessant und überwiegend auch sehr einleuchtend und es erweitert sicher auch die grundsätzlichen Diskussionen über das Ausmaß der viel beschworenen Autonomie des ICHs. Trotzdem hinterlässt das Buch auf einigen Ebenen einen etwas zwiespältigen Eindruck:

  • Etwas störend ist der immer wieder spürbare Alleinstellungsanspruch des  – eigentlich sehr sympathisch rüberkommenden – Autors: Es gibt kaum Bezüge zu Nachbardisziplinen. Man hat ein wenig den Eindruck, er bewegt sich in einem abgeschlossenen Terrain und die Sozialpsychologie sei die einzige relevante Wissenschaft, die zum Thema etwas zu sagen hätte.
    Ein extremes Beispiel dafür ist sein Vorschlag, sein eigenes Verhalten durch eine geplante Manipulation der eigenen Umgebung besser im gewünschten Sinne zu steuern (ganz platt: wer weniger Alkohol trinken will, hat am besten keine gut sortierte Hausbar). Man erfährt in diesem Buch jedoch nicht, dass die Selbststeuerung durch “Stimulus-Kontrolle” eine seit Jahrzehnten praktizierte verhaltenstherapeutische Technik ist.
  • Das Buch ist – wie gesagt – gut lesbar und die großen Zusammenhänge werden immer wieder aufgegriffen. Das ist vielleicht didaktisch sinnvoll, führt aber doch zu einer ziemlichen Redundanz. Bestimmte Formulierungen kann man irgendwann mit zusammen mit dem Autor auswendig herbeten..
  • Der gute Professor BARGH ist ein netter Typ. Er hat früher Rock-Musik gehört und auch selbst im Lokalradio Patten aufgelegt. Offensichtlichist war er auch ein engagierter Vater und hat sich voller Enthusiasmus seinem Beruf gewidmet, der sicher auch seine Berufung war. Er feiert mit diesem Buch auch ein wenig sich selbst und sein Lebensweg. Das ist alles nicht schlimm – es sei denn, man wäre etwas sensibel im Bereich Selbstverliebtheit…

Und die Bilanz:
Ein anregendes Buch. Durchaus lohnenswert.
Aber es steht sehr für sich allein. Es betrachtet ein riesiges Thema aus einer speziellen Perspektive – so als ob es die anderen Zugänge nicht gäbe.
Damit bietet es nicht eine Gesamtsicht über all die Prozesse, die vor und neben dem bewussten Denken stattfinden, sondern den Ausschnitt, der sich durch den ganz persönlichen Forschungsweg des Autors aufgetan hat.
Wenn man das weiß und so auch  – vielleicht zur Ergänzung anderer Aspekte – will, dann ist das Buch eine gute Wahl.

“Die Mitte der Welt” von Andreas STEINHÖFEL

Der Auto schreibt Kinder- und Jugendbücher. Erzählt wird hier die Geschichte eines jugendlichen Homosexuellen.
Ist damit alles Wesentliche gesagt?
Nein. Nicht mal in Ansätzen!

Es handelt sich weder um ein Buch speziell für Jugendliche noch um ein typisches Buch über das “coming-out” eines schwulen Jungen.
STEINHÖVEL hat ein Buch über das Leben und die Liebe geschrieben. Eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe.

Ja, die meisten Hauptfiguren sind Jugendliche. Ein Geschwister-Paar (davon ist der Junge der Ich-Erzähler) und zwei bis drei wesentliche Peers aus ihrem Umfeld. Dazu kommt die – allein lebende und extrem nonkonformistische – Mutter und zwei ihrer Freundinnen. Und dann gibt es noch ein paar Männer. Viele unwichtige – denn die Mutter hat einen beträchtlichen Verschleiß – und wenige wichtige.

Der Drive der Geschichte speist sich aus mehreren fast gleichberechtigten Quellen: Der Familiendynamik zwischen den Geschwistern und ihrer – meist so unmütterlichen – Mutter, dem Outsider-Status dieser Familie in einem schlossähnlichen Gebäude außerhalb eines bürgerlichen Städtchens, der platonischen Freundschaft des Erzählers zu einer Mitschülerin und seine erste Beziehung zu einem besonderen Jungen, um dessen Liebe er so sehr kämpft. Nahe dabei ist noch ein lesbisches Pärchen und im Hintergrund lauert ein unbekannter Vater irgendwo in Amerika.

Aber was sagt schon die Aufzählung der beteiligten Figuren?! Diese Figuren werden vom Autor in einer meisterhaften Form zum Leben erweckt. Diese Figuren haben Ecken und Kanten, sind alles andere als vorhersehbare Durchschnitts-Personen. Sie sind sicher in bestimmten Aspekten überzeichnet, sind alle auf der Suche, sind verletzlich und verletzend und sind doch deshalb – und gerade deshalb – so unglaublich menschlich.

Die Suche nach “wirklicher” Liebe, nach wahrhaft intimer Begegnung, ist wohl das zentrale Thema dieses Entwicklungs-Romans. Diese Suche ist in den scheinbar wahllosen Affären der Mutter ebenso zu erahnen, wie in dem Kampf  der Schwester um mütterliche Liebe und in dem verzweifelten Versuch des Protagonisten, bei seinem vergötterten Traum-Jungen neben der körperlichen auch die emotionale Vereinigung zu finden.
Eine Botschaft dabei: Es ist schwer, jemanden zu lieben, der sich als Person nicht voll und ganz einlassen kann oder will. So jemand kann zwar als Projektionsfläche für Sehnsüchte und Begehren dienen, kann zum Sexualpartner werden – aber eine erfüllte und erfüllende ganzheitliche Begegnung ist letztlich unmöglich.

Es geht in diesem Buch auch um Aufbrüche:  ins Erwachsensein, in die eigene Identität, in die weite Welt.

Dieses Buch ist alles andere als platt pädagogisch. Seine Lebensweisheiten werden  – und das macht die Kunst aus – nebenher und indirekt vermittelt. Durch die emotionale Identifikation mit den Akteuren und ihren Geschichten.

Man liest dieses Buch einfach gerne. Es ist unterhaltsam, anrührend und spricht viele Kernthemen des Menschwerdens und Menschseins nachvollziehbar und intelligent an.
Der Autor ermutigt seine Leser, zu ihren ureigensten Zielen und Sehnsüchten zu stehen – auch wenn das bzgl. der gesellschaftlichen Bewertung vielleicht einen hohen Preis hat. Umwege sind erlaubt, Scheitern ist erlaubt. Nur nicht aufhören, das Leben und die Liebe zu suchen!

(Das Buch ist übrigens 20 Jahre alt. Es ist zeitlos!)